Kreolische
Naschereien
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An der karibischen Küste herrscht kreolische Küche vor; nicht immer
hält die Bezeichnung das, was sie als exotischen Genuß verspricht,
denn die kreolische Küche ist ursprünglich die der Sklaven gewesen,
die sich mit den Abfällen begnügen mussten. Scharf gewürzte
Fischsuppen und Meeresfrüchte in vielfältiger Variation gehören heute
dazu, ebenso Reis und Maniok.
In Suriname und Guyane
haben natürlich Holländer und Franzosen kulinarische Spuren
hinterlassen: In Paramaribo bekommt man eine opulente javanische
Reistafel und in Cayenne »steak au poivre« mit einem trockenen Chablis
dazu.
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Schweineschwartenverkauf |
Landeinwärts beginnt in
Venezuela wie in Kolumbien das Reich der arepas, tamales und empanadas,
der Maismehltaschen, die mit Hackfleisch und Gemüse gefüllt sind - die
südamerikanische Antwort auf die mexikanischen tacos. Die Gerichte im
Hinterland sind einfach, nahrhaft und ziemlich fad. Den venezolanischen
sancocho sollte man durchaus probieren: ein Gemüseeintopf mit Fisch
oder Fleisch und Maniokmehl. Eine kolumbianische Entsprechung wäre
locro de choclos, Eintopf auf Mais- oder Kartoffelbasis. Lechón ist ein
Spanferkel, die durchgebratene Schweineschwarte - chicharrón - wird
fast überall zum Bier geknabbert.
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Andenländer
Der Mais wurde von den Inka als heilige Pflanze verehrt; alle
präkolumbischen Hochkulturen waren Maiskulturen. Hinzu kam die
Kartoffel; die alten Inka entwickelten das Prinzip der Gefriertrocknung
zur Konservierung von Nahrungsmitteln lange vor den Europäern.
Allerdings kannten sie keine großen tierischen Eiweißlieferanten:
Truthahn, Hund und Meerschweinchen mussten dafür herhalten. Im
Altiplano von Peru, Bolivien und Ecuador ist cuy, Meerschweinchen,
gebraten und gekocht, durchaus auch in Restaurants zu haben. Ansonsten
sind mit tamales, empanadas, dicken Maissuppen und anderen caldos nicht
gerade kulinarische Gipfel zu ersteigen.
In Peru kommt mit chifa, angepasster China-Küche, ein wenig Abwechslung
in die Speisekarte. Ceviche erinnert an japanische Meeresrohkost; nur
werden hier die rohen Meeresfrüchte mit scharfem Limonensaft serviert:
eine Köstlichkeit, wenn nicht die Cholera drohte. Deshalb nur zum
Genuß in den besten Restaurants zu empfehlen. Unbedingt und gefahrlos
zu probieren ist, als Aperitif oder Magenschließer, der pisco sour, ein
Cocktail auf der Basis von Traubenschnaps, der eiskalt gereicht wird.
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Churrascaria
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Brasilien
Entlang der Landstraßen finden sich unzählige churrascarias, die
saftiges Rindfleisch ohne Hormone (dafür gelegentlich zäh) brutzelnd
frisch vom Grill servieren. Die Ober bringen die Braten in großen
Spießen ununterbrochen an die Tische und schneiden die gewünschten
Portionen ab. Schulter, Nacken, Lende, auch Hühnerkeulen und
Schweinesteaks gehören dazu. Am Salatbuffet bedient man sich nach
Belieben. Eine solche Mahlzeit hält für den ganzen Tag vor. Als
Schwerstarbeiter-Essen muss man auch die feijoada bezeichnen, die
vorzugsweise an Sonnabenden serviert wird.
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Ein deftiges Essen, das
früher den Sklaven gereicht wurde und das nun als nationales Gericht
auch in die besten Restaurants Eingang gefunden hat. Schwarze Bohnen,
Schweinepfoten und -ohren, Bratwurstscheiben, Rindfleischstücke,
Orangen, Reis und gedämpfter, fein geschnittener Kohl. Ohne Zuckerrohrschnaps und
viel Bier bringt man die Kalorienbombe kaum herunter. Churrasco und
feijoada - die beiden im ganzen Land verbreiteten Gerichte lassen schon
ahnen, daß im tropischen Brasilien leichte Salate und klimagerechte
Schonkost eher Mangelware sind. Anders liegen die Dinge beim
Frühstück: überall reichhaltige Buffets mit frischen Früchten,
Brötchen und Kaffee, was einmalig in Südamerika ist.
Eine besondere Stellung aber nimmt die afrikanische Küche von Bahia
ein. Die Hauptgerichte der bahianischen Küste sind der carurú, der
vatapá, der efó, der acarajé und die moqueca. Letztere ist ein Sud
aus Fisch, Krabben und Gemüse, gewürzt mit Pfeffer, dem rötlichen
Palmöl (dendê) und Kokosmilch. Die Kokosnuß spielt als Rohstoff bei
den Dutzend süßen Köstlichkeiten der bahianischen Desserts eine
besondere Rolle. Cocadas (Kokosraspeln) in vielen Variationen und
süße, kleine Puddings gehören
als Nachtisch zu den scharfen Hauptgerichten.Brasilien ist das Paradies
der Fruchtsäfte. In fast jeder Stadt finden Sie einen Saftladen, der
mehr als ein Dutzend unbekannter tropischer Früchte in den Becher
mixt.
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Zuckerrohrexpress
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Mit
Milch zusammen wird aus dem suco eine vitamina. Auf breiter tropischer
Fruchtbasis beruhen auch die köstlichen Speiseeise und die mit
Zuckerrohrschnaps angereicherten batidas. Die alkoholische Krone aber
gebührt der caipirinha, die zu jeder Gelegenheit getrunken werden kann:
Einige Limonen werden zerschnitten und zerstampft, ein bis drei Löffel
Zucker darüber, eine kräftige Dosis Zuckerrohrschnaps (cachaça),
Eiswürfel, fertig. Als Gegenmittel empfehlen wir den brennend heißen,
süßen cafezinho, die brasilianische Variante des Espresso.
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