Öko-Tourismus, Naturvölker und alle Hautfarben dieser Welt |
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Von Bernd Kubisch |
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Der Tourismus in
Guyana und Suriname, Außenposten zwischen Karibik und Südamerika,
steckt in den Kinderschuhen. Öko- und Ethno-Urlauber gewinnen in Urwald
und Savanne tiefe Einblicke in das Leben von Naturvölkern und eine
ursprüngliche Tier- und Pflanzenwelt. |
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Die Anreise zur Anlage der Tourismus-Pionierin ist heute keine Herausforderung mehr, dauert von Georgetown mit Minibus und Wassertaxi kaum drei Stunden. Schlanke Holzboote mit kräftigem Motor tuckern auf dem Essequibo in den unwegsamen Süden. Der breite Fluss soll 365 Inseln haben, die mächtigste nahe seiner Mündung ins Karibische Meer ist so groß wie Barbados. Auf den Booten sind indianische Ureinwohner, Rancher und Goldschürfer mit gebräunter, gegerbter Gesichtshaut unter dem Schlapphut. Der Blick auf den Fluss kann süchtig machen. Aus manchem Öko-Urlauber und Birdwatcher ist so in Guyana, das 800 000 Einwohner hat und fast so groß wie Großbritannien ist, ein Abenteuertourist geworden. Das "Wild-West-Dorf" Bartica, wo die Goldschürfer am Wochenende in den Rumkneipen ein Fass aufmachen, ist nur eine halbe Bootsstunde entfernt. Aus den Wasserläufen um das "Timberhead Resort" lugen Köpfe kleiner Kaimane hervor. "Die fressen Pflanzen, keine Menschen", sagt der Bootsführer. Das beruhigt die meisten der sechs Insassen, deren Anfahrt von Georgetown auf Straße und Flusslauf gut zwei Stunden dauerte. Auch im nahen "Emerald Tower" am Madewini Creek Natur pur, abgesehen von "Touci", dem Haus-Tukan. Der hüpft mit gestutztem Gefieder auf einen leeren Gäste-Tisch und nippt an einem halbvollen Bierglas. Draußen krächzen Papageien, schwirren Kolibris. Ausflüge ins Dschungel-Innere, Kanufahrten, Faulenzen, Flussbaden bietet das Tagesprogramm. Die meisten Gäste-Lodges liegen, wie auch in Suriname, südlich des fruchtbaren Küstengürtels. Sie sind aus Hartholz mit einem Dach aus Pflanzenfasern und haben Moskitonetz, häufig Bad oder Dusche. Zu den Mahlzeiten gehören Mango, Papaya, Süßkartoffeln, Kochbananen, frischer Fisch und Huhn. Luxuriös ist das neue "Lake Mainstay Resort" am gleichnamigen See in Urwaldnähe: Klimaanlage, TV, Jetski, Sandstrand, Tennis, Golf, Businesszentrum. Zur Autoverbindung gehören die Bootsüberquerung des Essequibo-River und eine Fahrt durch Reisfelder. In Kwebanna weiter im Westen sind vor gut zehn Jahren die Kinder der Amerindians weggerannt, als das erste Flugzeug auf einer Stoppelschneise aufsetzte. "Als wir die Indio-Kids nach und nach zur Proberunde einluden, war die Angst vergessen", erzählt einer der Buschpiloten. Gefiederte Glücksbringer Der Kaieteur am Pataro River im Landesinneren gehört zum Pflichtprogramm der Touristen und zu den mächtigsten Wasserfällen der Welt. "Seien Sie ganz still und wünschen Sie sich was." Gary Hunter, Führer und Reiseagentur-Manager, deutet auf das dichte Grün mit einem kleinen, wippenden Orangefleck. Das ist der "Cock of the Rock", wie ihn die Einheimischen nennen. Der Vogel gilt als Glücksbringer. Im Hintergrund rauschen die Wassermassen. Fast 230 Meter fällt der breite Vorhang, eingerahmt von tropischen Gewächsen und Regenwald, wo Affen, Tapire und Ozelote leben. Hunter kritisiert einen Gast, der einen glitzernden, runden Stein als Souvenir in seine Tasche gleiten lässt. "Umweltschutz schreiben wir groß", sagt der Führer. Die Realität sieht oft noch anders aus. An vielen Stellen des meilenlangen Meer-Deiches und anderswo in Georgetown verunzieren Abfall und wilde Müllkippen das Stadtbild. Die weiße, anglikanische St. George's Cathedral im Zentrum ist 45 Meter hoch und einer der weltweit größten Kirchenbauten aus Holz. Wenige Schritte entfernt am Hafen des Demerara Flusses ist der Stabroek Market mit dem markanten Glockenturm am Hauptgebäude. Er ist Verkaufs-, Feilsch-, Taxi- und Minibus-Zentrum. Boyo Ramsaroop und seine Frau Brigitte, die aus Mecklenburg stammt, verkaufen die Helekonien und Ginger Lilien ihrer Blumenfarm nicht hier, sondern an Hotels und ins Ausland. Von ihrem kleinen "Arawak Nature Resort" mit Teich, Farmland und Pavillons könnten sie nicht leben. Der Ehemann sagt: "Unserem Land fehlt das Geld zur Tourismuswerbung. Wir brauchen auch bessere Kontakte zu Veranstaltern in Deutschland." Völker- und Kulturmix Eine Reise von
Georgetown nach Paramaribo, der Hauptstadt des östlichen Nachbarn
Suriname, dauert 60 Minuten mit dem Flugzeug oder zehn Stunden mit Bus
und Fähre. Auch im früheren Holländisch-Guyana zählen Creeks und
Flüsse, deren braunes Wasser in mächtigen Mündungen mit den
dunkelblauen Fluten des Atlantiks für kräftige Farbenspiele sorgt, zu
den wichtigsten Hauptverkehrsadern. Völker- und Kultur-Mix, bedingt
durch die Einwanderung neuer Arbeitskräfte nach Ende der Sklaverei, ist
hier noch exotischer. Es gibt alle Hautschattierungen dieser Welt.
Zwischen Moschee und Synagoge im Zentrum von Paramaribo spazieren eine
zierliche Chinesin und ein Schwarzer Hand in Hand. Eine Frau, deren
Vorfahren aus Java stammen, schützt ihre helle Haut mit einem
Sonnenschirm. Nicht weit entfernt ein Hindutempel, ein katholisches
Gotteshaus und die hölzerne Stadtkirche, 1778 von Herrnhutern gebaut,
einer evangelischen Gemeinschaft mit Wurzeln in Sachsen und Mähren. Am
Bushalt nahe Hafen und vis à vis vom indischen Roti-Shop warten auch
einige blauschwarze Buschneger. "Bosnegers" auf
niederländisch, der Amtssprache, oder "Bush Negroes" auf
englisch nennen sie sich selbst. Die 430 000 Einwohner Surinames sind
stolz auf den Mut dieses Volkes. Deren Vorfahren, auch Maroons genannt,
kämpften erbittert gegen die Kolonialherren und flohen vor etwa 300
Jahren aus der Sklaverei in Busch und Dschungel, wo sie autonome
Kommunen gründeten. Das Maroon-Dorf Santigron liegt 60 Kilometer von
Paramaribo entfernt. In der Nachbarsiedlung Pikin Poika leben
Amerindians, also American Indians. Deren Vorfahren vom Stamme der
Arawaken und Caribs reisten vor 3 000 Jahren mit ihren schlanken
Holzbooten nach Norden und besiedelten die Kleinen Antillen. Berichte
"weißer" Historiker, wonach die "bösen" Kariben
die "guten" Arawaken niedermetzelten und verspeisten, glaubt
kaum einer der Nachfahren, die in Dörfern Guyanas und Surinames
problemlos zusammen leben. Die Maroons, die mit als erste Buschdörfer fern der Sklaverei gründeten, leben im Landesinneren bei der Flussinsel Kumalu und gehören zum Stamm der Saramaccan. Besucher schlafen in einfachen Hütten nahe des Dorfes Asindonhopo, wo der Grand Chief Sony Aboikoni residiert. Der versteht auch englisch, ist aber nach alter Sitte nur über einen Assistenten ansprechbar. Der wiederholt die Worte seines Führers: "Wir freuen uns über Besucher. Aber sie müssen unsere Sitten respektieren. Dann sind sie willkommen." Ein Dorf-Bummel ohne Reisegruppe ergibt nach einiger Zeit Kontakte, erst über die Kinder, dann über die Oma. Nach Suppe, Cassava und Rum wird eine Einladung zur Beerdigung ausgesprochen, die nach afrikanischen Naturreligionen begangen wird. Der Gast kann nicht bis zum Schluss bleiben. Tanz, Gesang, Trauer und Freudenbekundungen dauern 30 Tage, bis sich die Seele aus dem balsamierten, in viele Tücher gehüllten Körper löst. Gold und Diamenten Das alten Guyana, in
der Sprache der Ureinwohner "Land der vielen Wasser", blieb
zunächst von Eroberern verschont. Die Spanier hatten kaum Interesse.
Aber Holländer, Engländer und Franzosen wollten endlich Fuß fassen in
Südamerika und kämpften um die unwegsame Region, wo heute Holz- und
Landwirtschaft, Bauxit-, Gold und Diamantenabbau eine wichtige Rolle
spielen. Die historische und geographische Einheit wurde nach blutigen
Schlachten und einem spektakulärem Tauschvertrag in drei Guyanas
aufgeteilt. 31. Juli
1667 gaben die Holländer New York an die Briten ab und
erhielten dafür das heutige Suriname. Im Süden der Region leben auch
heute noch hauptsächlich Indianervölker, die ohne Papiere zwischen den
Guyanas und Brasilien wandern. Die Reise von Guyana durch Sumpf und
Flüsse zum Westnachbarn Venezuela kann ohne Flugzeug Tage dauern.
Während Lebensstandard in Guyana und Suriname niedrig sind und ein Guyana und Suriname werben gern als "Mischung aus Karibik und Südamerika". Es gibt aber keine nennenswerten Strände. Zum Badeurlaub bieten sich Abstecher ins nahe Barbados und Tobago an. Und Spanisch oder Portugiesisch spricht kaum jemand. Latino-Mix mit Merengue, Salsa und Margarita sowie Caribbean Feeling mit Reggae, Calypso und Pinacolada kann in Diskotheken von Georgetown und Paramaribo genossen werden, dazu aufgepeppte lokale Volksmusik und Karaoke auch in Hindi. In Guayana, früher auch mal politischer Freund der DDR, gewinnt die Wirtschaft inzwischen langsam an Fahrt. Aus Suriname flohen in den achtziger Jahren wegen Militärdiktatur und Bürgerkrieges viele Bewohner nach Holland. Auch heute ist die Mehrheit der Bürger bitter enttäuscht von den Politikern, die wegen Vetternwirtschaft und Inflation kritisiert werden. Vor zehn Jahren gab es für 1 800 Suriname-Gulden ein KLM-Ticket nach Amsterdam, gestern nur noch ein großes Bier. Die Pflicht eines Einreise-Visums auch für Deutsche erschwert den Fremdenverkehr nach Suriname. Diese Restriktion ärgert auch einheimische Hoteliers und Investoren. |
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TIPPS UND ADRESSEN | ||||||
ANREISE GUYANA: Von London mit BWIA über Port of Spain/Trinidad nach Georgetown. Mit British Airways über London nach Barbados, von dort mit LIAT oder Guyana Airways nach Georgetown. SURINAME: Mit KLM über Amsterdam direkt nach Paramaribo EINREISE GEOGRAPHIE Die
Guyanas - dazu gehört im Osten auch das französische WÄHRUNG PREISE SPRACHEN KLIMA/REISEZEIT GESUNDHEIT ZEITUNTERSCHIED VERKEHRSMITTEL FREIZEITANGEBOT INFORMATION: GUYANA: SURINAME: Suriname
Tourism Foundation und http://www.sr.net/users/stsur Hotels und GUYANA, Georgetown: Cara
Lodge Cara
Suites Le
Meridien Pegasus Hotel Shell Beach Adventures Wilderness Explorers Rainforest Tours SURINAME, Paramaribo: METS Tours Sun and Forest Tours Wild Coast Expeditions REISEVERANSTALTER IN EUROPA
A & E, Abenteuer
& Exotik Reiseteam Navigators
International Marine Service (Reisen mit Yachtcharter), GUYANA: SURINAME: |
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Stand: 09. May 2002