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Eine Agentur im chilenischen Arica verbindet, was für die indianischen Etnien zusammen gehört

Von Susanne Asal

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Arica ist die nördlichste Stadt Chiles. Wer sich dort aufhält, hat vor allem zwei Gründe: Kilometerlange Sandstrände, frühlingshafte Temperaturen das gesamte Jahr über und die Nähe zu einem der berückendsten Nationalparks des Landes, dem Parque Nacional Lauca. Es gibt aber auch noch mehr zu entdecken: Die alte indianische Tradition der Aymara. Einer, der sich in diesem Gebiet gründlichst auskennt, ist Gerardo Pérez. 
Er ist Aymara und unterhält die Reiseagentur Vicuña Tours. Indianische Geschichte und Kultur wird in Chile nicht gerade begeistert gefördert, obwohl sich in den vergangenen Jahren einiges zum Guten gewendet hat. So schlimm wie unter Augusto Pinochet, als der Schamanenführer Fortunato Díaz im Gefängnis saß, ist es jedenfalls nicht mehr. Gerardo Pérez will den Tourismus grenzübergreifend gestalten, um die interkulturellen Verknüpfungen der indianischen Identität stärker zu betonen. Die berühmten Binsenschiffe vom Titicaca-See, das peruanische Cuzco, auf einer Reise kombiniert mit den chilenischen Pukara-Festungen, das soll vermitteln, dass die indianischen Ethnien andere Grenzen kennen als die von den Kolonialmächten und später von den jungen südamerikanischen Nationen festgelegten. Auf den von ihm organisierten Reisen entsteht die alte Landkarte neu, z.B. auf der mehrtägigen von Arica in die bolivianische Hauptstadt La Paz.

Die nördlichste Region Chiles umschreibt eine alte indianische Kulturlandschaft mit einer ­ relativ gesehen ­ halbwegs tolerierten Kontinuität. Die spanischen Konquistadoren wurden hier auf ihrer Suche nach Gold nicht fündig, und so ließen sie sie einigermaßen unbeschädigt. Das Kreuz freilich führten sie ein; und die alten Kirchen in den winzigen Gebirgsdörfchen zwischen den 6000 Meter hohen Vulkanen sind dann auch von einem seltsamen Reiz.

Eine Reise von der Hafenstadt Arica in den nur 137 km entfernten Parque Nacional Lauca auf 4500 Metern Höhe führt an mehreren Zeugen dieser indianischen Vergangenheit entlang. Teilweise noch nicht vollständig enträtselte Geoglyphen und Scharrbilder bedecken die nackten Felsen der Wüstenlandschaft. Darauf dargestellte Handelskarawanen verdeutlichen den Kontakt der Küstenfischer mit den Hochlandbauern. Wie grüne Bänder spreizen sich die Täler der Flüsse Lluta und San José in der Wüstenlandschaft. Obst, Gemüse, Mais, Zwiebeln, Knoblauch und Alfalfa für das Vieh werden angebaut.

Nach 75 km sind bereits 2500 Höhenmeter gewonnen. Zwischen Kandelaberkakteen breiten sich die Reste einer indianischen Befestigungsanlage aus, der Pukara de Copaquilla aus dem 12. Jahrhundert. Runde Mauerfragmente bedecken einen sanften Abhang, der jäh zu einem tief eingeschnittenen Tal abbricht. Einstmals wie heute leben wenige Familien vom Anbau von Kartoffeln, Mais und der Lama-Zucht. Die Festung wurde ehemals zum Schutz vor den Inka angelegt, die im frühen 16. Jahrhundert ihr Reich bis weit hinunter nach Zentralchile ausdehnen konnten. Der Tambo de Zapahuira am Rande der Straße, eine präinkaische Raststätte für Handelskarawanen, in der auch Nachrichten deponiert werden konnten, macht deutlich, dass der heutige Verkehr auf den von den Indios ausgetüftelten Routen durch das Anden-Labyrinth rollt.

Die wie Konfetti zwischen die Vulkane verstreuten Siedlungen setzen eine lange indianische Tradition fort. Das winzige Parinacota, das auf 4450 m bereits im Nationalpark liegt, ist ein Zeremonialzentrum der Aymara. Es hat eine der kompakten kleinen, weißgetünchten Altiplano-Kirchen mit eigenem Glockenturm und einer lustigen Dekoration aus rosa Steinen und Strohgirlanden. Von hier aus beginnt ein Pfad zu den Lagunen von Cotacotani unter der Kulisse der von ewigem Schnee bedeckten Vulkane Parinacota und Pomerape und den Nevados de Putre. Wenn man die Straße in Richtung Bolivien weiter verfolgt, erreicht man den höchst gelegenen Vulkansee der Welt, den Lago Chungará, in dem sich bei gutem Wetter die in Erzfarben gestreiften Vulkane spiegeln. Viele rechnen diesen Anblick zu den schönsten von Chile.

Tipps:
Wer länger bleiben und den Park erkunden will, logiert am besten in Putre auf 3500 m Höhe in der gemütlichen Hostería Las Vicuñas, Bernardo O'Higgins s/n Tel.:0056/58/232216.
Gerardo Pérez hat nun aber längst nicht nur den ­ sehr beliebten ­ Standardausflug in den Parque Nacional Lauca im Programm, sondern hoch interessante Reisen zu abgeschiedenen Andendörfern und in kaum bekannte, spektakulär gelegene Nationalparks. Zweisprachige Reiseleitung ist möglich.

Adresse: Vicuña Tours
Germán Riesco 1364
Arica, Chile
Tel.Fax 0056/58/228916
Email: victours@terra.cl 

Anpassung der Anden-Indianer an die Hochlandluft

In 3000 Meter Höhe beginnen die meisten Menschen unter Sauerstoffmangel zu leiden. Bei den Anden-Indianern, die in Höhen bis zu 5000 Metern leben, haben sich aber bestimmte körperliche Eigenarten entwickelt, so dass der geringe Sauerstoffgehalt der dünnen Höhenluft so gut wie möglich ausgenutzt wird. Die Lungen der Indianer sind größer als beim normalen Menschen, und daher atmen sie bei jedem Luftholen tiefer ein. Die Lungenbläschen, die den Sauerstoff aus der Luft an das Blut abgeben, sind bei den Indianern ständig erweitert; die Oberfläche der Bläschen ist also, was für die Sauerstoffübertragung wichtig ist, so groß wie irgend möglich. 

Auch das Kreislaufsystem ist abgewandelt: Die Hochlandindianer haben fast zwei Liter mehr Blut, als es normal ist, und die roten Blutkörperchen, die Träger des Sauerstoffs, sind größer. Außerdem ist das Herz, das Blut und Sauerstoff durch den Körper pumpt, fast 20 Prozent größer als normal.

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Stand: 30. September 2006
 

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