Kaffeeplantage für Naturfreunde

Die Hacienda La Calceta setzt auf Ökotourismus

Von Susanne Asal

Ruhig lässt die Sonne ihre Strahlen auf dem Pflanzengewirr funkeln. Es schillert in den feuchten Laubgewölben, Licht und Dämmerschatten werfen ihre schimmernden Kreisel auf die Erde. Die federnden Stäbe der Bambusdickichte schaukeln und singen im Rhythmus des Windes. Blätter knistern im Luftzug. Hohe Wipfel umfächeln kühle Wasserfälle, die über glattgeschliffene Steine sprudeln. Es ist eine Landschaft wie im Garten Eden.
Sie umgibt die Hacienda La Calceta, eine ehemalige Kaffeeplantage an den Hängen der Küstenkordillere etwa 170 km westlich des turbulenten, modernen Caracas. Diese Funktion hat sie heute nicht mehr inne, denn der drastische Verfall der Kaffeepreise auf dem Weltmarkt verlangt hohe Produktionsziffern, und die sind von einem Einzelbetrieb wie der Calceta schon längst nicht mehr zu erwirtschaften. 
Und wer ein halbwegs soziales Gewissen hat, kann Arbeitskräfte eigentlich nicht einstellen, denn der Lohn wäre viel zu gering. Dabei lag hier der ursprüngliche Reichtum des Landes. Kaffee war das begehrteste Exportgut Venezuelas im 19. Jahrhundert.

Die alte Hacienda-Herrlichkeit ist längst verfallen, aber mit frischen Konzepten gefüttert ersteht die Pracht neu. Im Fall der Hacienda La Calceta ist ein familiäres kleines Hotel mit Ausflugsangeboten daraus geworden. Der Pächter Klaus-Walther Weisbeck nennt sich einfach Gärtner. Wer mit ihm zwischen dem eigenhändig angelegten Palmengarten spaziert, erhält einen Vortrag über die Schäden, welche die über Jahrhunderte währende Monokultur dem Boden zugefügt hat, über Wiederaufforstung und wie man die Erde sinnvoll nutzen kann.

Sein Engagement für den Naturschutz macht vor der eigenen Haustür nicht halt. In dem nahegelegenen Dörfchen Bejuma hat er eine Freiwillige Feuerwehr ins Leben gerufen, die sich um die Überwachung der umliegenden, dicht bewaldeten Bergketten kümmert. Der Palmengarten der Calceta ist auch nicht als dekorativer Eigenzweck entstanden, sondern bildet Teil eines dem Primärwald nachgebildeten Naturwaldes. Das Beispiel macht Schule: Die Setzlinge aus Calceta finden schnell Abnehmer unter Plantagenbesitzern und Hobbygärtnern.
Der traditionelle Schnitt einer Kaffee-Hacienda wich in La Calceta den neuen Ansprüchen. Wo früher der mit großen Steinplatten gepflasterte Innenhof lag, auf dem die Kakaobohnen zum Trocknen ausgebreitet wurden, öffnet sich heute der Garten.

 Es gibt einen Swimmingpool und eine churuata, der für Grillabende benutzt wird. Doch ansonsten kümmert man sich schon ein bisschen darum, Kolonialstil-Stimmung herbeizuzaubern. Hängematten schaukeln in Hacienda-Manier auf der offenen, säulengestützten Terrasse, die das Haupthaus umgibt. Korbmöbel und Pflanzenschmuck sorgen für die passende Optik. 
Die Gästezimmer liegen, zu mehreren Trakten zusammengefasst, jenseits des Gartens und haben eine herrliche Aussicht auf die schimmernden grünen Berge der Küstenkordillere.
Klar, dass diese Umgebung zu Ausflügen animiert. Naturkundliche Wanderungen und Ausritte sowie der Besuch einer Kaffeehacienda, wo sogar der Pferdestall noch aussieht wie ein Herrenhaus, gehören zum festen Programm der Calceta. Wer weiter ausholen will, profitiert von ihrer Lage: Zum Nationalpark Morrocoy mit seinen Korallenriffen und unbewohnten kleinen Badeinselchen ist es nicht weit. Für die Llanos, die weiten feuchtheißen Ebenen in Venezuelas Mitte mit ihren unverwechselbarem Reichtum an Pflanzen und Tieren, kalkuliert man am besten zwei Tage ein. Und eine alternative Schönheitsfarm liegt gleich um die Ecke. In der ganz aus Lehm erbauten, klösterlich schlichten Hacienda La Concepción kommen Reflextherapie, Rolfing, Shiatsu, Akupressur und Thalassotheraopie zum Einsatz.
Auskunft: Hacienda La Calceta,
Final calle Paez, sector Las Calcetas,
El Rincón Bejuma Estado Carabobo,
Tel. (0058) 249 / 414.55.62 und 249 / 793.25.22,
Internet: www.posadalacalceta.com


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Stand: 19. Januar 2009  

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