Grenzenlose Maya-Welt

Mit dem Bus, dem Mietwagen oder dem Flugzeug
auf den Spuren der altamerikanischen Kultur nach Honduras,
Guatemala, Belize, Mexico oder El Salvador

Von Bernd Kubisch

Die historischen Stätten der alten indianischen Meister der Astronomie, Mathematik und Architektur faszinieren jährlich Millionen Besucher aus aller Welt. An manchen Ausgrabungsstätten im Südosten Mexikos und in Zentralamerika herrscht vor den Kassen riesiges Gedränge. Doch wer die touristischen Trampelpfade meidet, kann auch heute noch einsam auf der Spitze einer Maya-Pyramide stehen und den Blick über Ruinen und Dschungel
genießen.

Cecilia Uk Medina faltet ihre fein bestickten Tücher zusammen, von denen sie heute drei verkauft hat. In einer halben Stunde geht die Sonne unter. Die Maya-Frau ist Einlasskraft und «Mädchen für alles» in Xlabpak. Der Ort mit dem unaussprechlichen Namen ist eine der vielen Ruinenstätten auf Mexikos Halbinsel Yucatan, die in kaum einem Reiseführer stehen.

«So etwa zwölf Besucher waren heute hier», sagt die 66jährige. Diese haben die Ruhe zwischen Ruinen, üppigem Grün und umher huschenden kleinen Echsen genossen, im Reiseführer geblättert und vielleicht über eine der ungelösten Fragen der Forschung gegrübelt: Warum haben die Vorfahren der heutigen Maya-Bevölkerung vor Jahrhunderten bis zu zehn Meter breite Straßen gebaut, obwohl sie damals weder Radkarren noch Pferd kannten?

Im nahen Kabah steht ein Steintor, das den Beginn einer alten Maya-Straße anzeigt. Beide Stätten gehören - wie das bekanntere Uxmal - zur Puuc-Region mit besonders anerkannten Steinmetzarbeiten, die meist zwischen 700 und 1 000 nach Christus entstanden.

Gut zwei Autostunden östlich, im berühmten Chichen Itza, erstrahlt die Pyramide El Castillo auch nachts im Glanz der Scheinwerfer. 91 Stufen geht es hoch zur Plattform des Tempels der Gottheit Kukulcan. An manchen Tagen werden über 3 000 Besucher in Chichen Itza gezählt, das nach der Maya-Blütezeit Hauptstadt des Tolteken-Reiches war.

Zweieinhalb Flug- oder 25 Busstunden südöstlich in Copan, das in Honduras nahe der Grenze zu Guatemala liegt, reinigen Restaurateure mit feinem Werkzeug Stelen und Skulpturen nahe des historischen Ballspielplatzes. Hier haben die Maya vor über 1 300 Jahren unter der Herrschaft von König «18 Kaninchen» Bälle durch hoch hängende Ringe gewuchtet. Dabei soll um Leben und Tod gespielt worden sein.

Für Wissenschaftler eine Sensation, Touristen aber nahezu unbekannt, ist das salvadoranische Joaya de Ceren, gut eine Autostunde von der Hauptstadt San Salvador entfernt. Hier wird ein Maya-Dorf wieder aufgebaut, das 14 Jahrhunderte lang unter der Asche des Vulkans Laguna Caldera verborgen war. Lehmmauern, Keramikgefäße, Acker-Geräte, sogar Reste einer Sauna blieben nach dem Vulkanausbruch luftdicht «versiegelt». Besucher können Archäologen über die Schulter schauen. Diese Maya-Zeugnisse wirken für den Laien aber nicht so spektakulär wie die Adels- und Priesterresidenzen.

Ob Pauschaltouristen im Raum Cancun an Mexikos Karibikküste, Globetrotter auf dem «Gringo-Trail» durch Guatemalas Hochland oder Öko-Urlauber auf der Spur von Brüllaffe und Jaguar in den Naturreservaten von Belize: Keiner lässt sich einen Abstecher in die Welt der Maya entgehen. Und wer früh am Morgen oder am späten Nachmittag kommt, hat die steinernen Kostbarkeiten und Naturschönheiten oft für sich allein.

Die historischen Schätze der «Maya-Welt» liegen heute in fünf Staaten: In Mexiko auf der Halbinsel Yucatan sowie im Raum Campeche und Chiapas, in großen Teilen von Guatemala und Belize sowie im Westen von Honduras und El Salvador. Das ist eine Fläche, die gut anderthalb mal so groß ist wie Deutschland. Die fünf Länder kooperieren bei der Bewahrung und touristischen Vermarktung des Erbes der Maya.

Pyramiden als Spitzen im grünen Meer des Dschungels

Ein Trip in die Welt der Maya kann so aussehen: Die Reise beginnt mit einem Flug nach Cancun, dem größten Airport der mexikanischen Karibikküste und der gesamten Maya-Region. Charter- und Linientickets für den Hin- und Rückflug ab Deutschland werden zu Preisen ab etwa 1200 Mark angeboten. Vor Abflug sollte geprüft werden, ob nicht der Kauf des «Mayan Airpass» für einige oder alle fünf Länder lohnenswert ist. Auch der «Vica-Pass», der ganz Zentralamerika abdeckt, ist für Vielflieger interessant.

Wer nach Cancun fliegt, aber von Guatemala oder San Salvador nach Deutschland zurück will, sollte sich nach den Preisen von sogenannten Gabelflügen erkundigen. Diese sind teurer als das Rückflug-Ticket Deutschland-Cancun, aber billiger als zwei Einzelflugscheine. Wer Hotelburgen und Massentourismus nicht mag, sollte Cancun nur zum Umsteigen ansteuern.

Jeder Interessierte kann sich seine Route vor Ort selbst zusammenstellen. Bus- und Flugverbindungen sind recht gut und preiswerter als in Deutschland. Die Stationen einer drei bis vierwöchigen Tour könnten hießen: Puuc-Route, Chichen Itza und Tulum in Mexiko, Altun Ha und Xunantunich in Belize, Tikal in Guatemala, Copan in Honduras sowie San Andres und Joya de Ceren in El Salvador. Die Einreise von Land zu Land ist visafrei. Auch im Bus dauert eine Grenzpassage selten länger als eine Stunde.

Von Cancun ausgehend ist der Besuch fast aller Maya-Stätten auf der Halbinsel Yucatan per Linienbus, Mietauto oder als Mitglied von organisierten Reisegruppen möglich. Wer in die Puuc-Region will, knapp fünf Autostunden von Cancun entfernt, kann in der historischen Stadt Merida Station machen.

Auf dem Weg nach Belize und Guatemala locken zwischen Cancun und dem 120 Kilometer entfernten Tulum viele Strände und preiswerte Strandbungalows. In Tulum bieten die direkt an der Karibischen See liegenden Tempelpyramiden auf mehreren Hügeln einen grandiosen Anblick. Von Yucatan aus fahren täglich Busse über Belize bis nach Tikal in Gutemala. Das dauert ohne Zwischenaufenthalt zehn Stunden.

In Belize ist ein Abstecher nach Altun Ha empfehlenswert. Hier wurde eine über acht Pfund schwere geschnitzte Jade-Maske mit dem Bildnis des Sonnen-Gottes Kinich Ahau gefunden. Zu den bekannteren Maya-Stätten in Belize zählt Xunantunich nahe der Kleinstadt San Ignacio. Vom 40 Meter hohen Tempel aus haben Besucher über den Regenwald hinweg einen Ausblick bis nach Guatemala.

Wie Inseln aus einem weiten grünen Meer ragen die Spitzen der Maya-Pyramiden aus dem Dschungel des Peten im Norden Guatemalas. Wer den besten Ausblick in Tikal haben will, muss schwindelfrei sein. Tempel IV, auch «Tempel der zweiköpfigen Schlange» genannt, ist mit 70 Metern die höchste Pyramide im Maya-Reich und das höchste präkolumbianische Bauwerk auf dem amerikanischen Kontinent.

Von Flores, Hauptstadt der Provinz Peten und nahe Tikal gelegen, kommt man mit dem Flugzeug oder auch mit dem Bus nach Guatemala City (die Strasse ist inzwischen gut asphaltiert). Von Guatemalas Hauptstadt bieten sich Ausflüge zu den Maya-Dörfern am malerischen Atitlan-See und zu der historischen Stadt Antigua an. Guatemala ist das einzige Land, wo die Maya heute noch die knappe Mehrheit der Bevölkerung stellen. Von der Hauptstadt gibt es Flug- und gute Busverbindungen nach Copan in Honduras und nach El Salvador.

MEHR INFORMATIONEN

REISEZIEL: Die «Mundo Maya» umfasst in Mexiko die Halbinsel Yucatan sowie Regionen in Campeche und Chiapas, weite Teile von Guatemala und Belize sowie den Westen von Honduras und El Salvador.

ANREISE: Von Deutschland nach Cancun/Mexiko direkt per Charter oder zu den Hauptstädten von Belize, Guatemala, Honduras und El Salvador in der Regel mit Umsteigen in den USA.

FORMALITÄTEN: Keine Visapflicht. Zur Einreise ist ein noch sechs Monate gültiger Reisepass nötig.

ZEITUNTERSCHIED: Mitteleuropäische Zeit minus sieben Stunden im Winter, minus acht im Sommer.

REISEZEIT und KLIMA: Das ganze Jahr über, wobei es von November bis April weniger heiß ist.

WÄHRUNG: US-Dollar als Bargeld und Reiseschecks sind unentbehrlich. Kreditkarten werden in Flughäfen sowie von Mietwagenfirmen, guten Reisebüros, Hotels und Restaurants akzeptiert.

GESUNDHEIT: Keine Impfungen vorgeschrieben, Malariavorbeugung ist vor allem bei ausgedehnten Dschungeltrips erforderlich.

SPRACHE: In Mexiko, Guatemala, Honduras, San Salvador Spanisch, in Belize vorwiegend Englisch.

UNTERKUNFT/PREISE: Pensionen zwischen 15 Mark und 30 Mark pro Nacht, gute Hotels ab 100 Mark. Belize ist teurer als die anderen vier Länder.

AUSKUNFT: Arbeitsgemeinschaft Lateinamerika
Domenecker Straße 19, 74219 Möckmühl
Tel.: 06298/92 92 77, Fax: 06298/92 92 78
E-Mail: arge.lateinamerika@t-online.de
Staatliches Mexikanisches Fremdenverkehrsamt
Taunusanlage 21, 60325 Frankfurt
Tel.: 069/25 34 13, Fax: 069/25 37 55
Belize Tourist Board
Bopserwalderstraße 40 G, 70184 Stuttgart
Tel. und Fax: 0711/23 39 47

(Fotos von Gesine Froese ©)


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Stand: 09. May 2002  

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