Tukane und Brüllaffen

Von Bernd Kubisch

Wer in Costa Rica baden will, hat die Qual der Wahl: Pazifik, Atlantik, Lagunen, Flüsse, unter Wasserfällen oder im Hotelpool. Morgens an der Karibikküste surfen, abends im Pazifischen Ozean in den Sonnenuntergang schwimmen - das ist kein Problem. Die beiden Weltmeere liegen an der schmalsten Stelle des zentralamerikanischen Landes nur 120 Kilometer auseinander.

Auch bei Urwaldtouren und Ökotrips ist die Auswahl groß: «Da ist er, da ganz oben im Ast. Sehen Sie seinen Riesenschnabel!» Die Bootsfahrt auf dem Rio Sarapiqui versetzt selbst Reiseführer Gerardo Lopez in Erregung. Er fuchtelt mit seinen Armen in verschiedene Richtungen. Die kleine Urlaubergruppe aus Hessen, Mecklenburg, Japan, Argentinien und USA kann gar nicht so schnell gucken.

Die exotische Tierwelt ist üppig: Großschnäbelige Tukane links am Fluss, Brüllaffen gleich im Dutzend rechts, auf beiden Seiten armlange Leguane. Der junge Mann aus Rüsselsheim bei Frankfurt freut sich besonders über das im Ast dösende Faultier zu Beginn der Flussfahrt: «So viele Tiere, die ich sonst nur im Zoo sah.»

Kolibris flattern in allen Landesecken, besonders dicht gedrängt aber auf der Veranda des Cafes von Don Guillermo im Dorf Cinchono. Unbeirrt und zum Greifen nahe nippen die Winzlinge am Zuckersaft in den zwischen tropischen Blüten hängenden Plastikbehältern. Im Hintergrund lichtet sich der Nebel und gibt den Blick auf den San Fernando Wasserfall frei, der zwischen sattem Dschungelgrün ins Tal rauscht.

Ein Tagesausflug per Bus von der Hauptstadt San Jose aus bietet einen ersten Einblick in die Naturschönheiten des Landes. «Ecoscape Nature Tours» offeriert eine Zwölf-Stunden-Exkursion, mit Vulkan, Nationalparks, Wasserfällen, Regenwald, Flussfahrt und Lunch für etwa 69 US.

Ähnliches bietet "Expediciones Tropicales". Außer Mietwagen können auch private Geländewagen mit Fahrer gemietet werden, ab 63 US pro Tag plus Benzinkosten. Sehr preiswert aus Touristensicht sind die vielen Überlandbus-Linien. Die dreistündige Fahrt von San Jose in die Hafenstadt Puerto Limon an der Karibikküste - vorbei am Braulio-Carillo-Nationalpark kostet umgerechnet gut fünf Mark.

SeilbahnIn bis zu 40 Meter Höhe können Naturliebhaber am Rande dieses Schutzgebietes zwischen und über den Wipfeln der Baumriesen gondeln. «Das ist alles Primärwald, also Urwald», erklärt die Führerin in der luftigen Kabine, die fast geräuschlos am Stahlseil entlang gleitet. Nur für die schmale Schneise mit den hohen Masten für die Seilführung hat der Mensch in die Natur eingegriffen. Vögel, Hörnchen und Leguane scheint das nicht zu stören. Die 75 Minuten im «Teleferico» mit Führung und Videovortrag kosten gut 50 US.

Costa Rica hat sich den Ruf eines der weltweit wichtigsten Ziele in Sachen Naturtourismus erworben. Über ein Viertel des Landes, das ein wenig größer als Niedersachsen ist und 3,5 Millionen Einwohner hat, steht unter Naturschutz, ist Nationalpark oder Reservat. Die Artenvielfalt ist groß: Hier haben auch noch Jaguar, Ozelot, Puma sowie seltene Vogel- und Reptilienarten ihr Zuhause.

Wer die Natur erkundet, braucht manchmal wegen Nebelschwaden und tiefer Wolken Geduld, um gute Sicht zu haben. Der schwefelige Kratersee des Vulkans Poas, 2 700 Meter hoch, ist an diesem Vormittag von Dunst und Nebel verhüllt. Hier im Wolken- und Regenwald wachsen riesige Farne. Die Gunnera-Pflanze trägt Blätter ( Regenschirm der Armen), die über einen halben Meter Durchmesser haben. Der höchste Gipfel Costa Ricas, Cerro Chirripo, misst 3 839 Meter. Er ist Teil der wuchtigen Gebirgskette.

«Wir sind stolz auf das, was wir in Costa Rica geschaffen haben», sagt Rudolf Washington aus Puerto Limon. Dieser «Tico» - so heißen die Einheimischen in Costa Rica - meint die stabile Demokratie, den langen Frieden und die gute Erziehung. Der Lebensstandard ist wohl
der höchste in Mittelamerika.

Keine Armee, keine Kriege

Im Jahre 1502, als Kolumbus hier an der Atlantik-Küste an Land ging, lebten über 300 000 Indios in der Region. Statt Gold fanden die Europäer fruchtbare Erde. Das Land hat eine der ältesten Demokratien Amerikas. 1889 fand die erste Wahl statt, 1949 wurde das Militär abgeschafft. Costa Rica blieb anders als Nicaragua, El Salvador, Honduras und Guatemala von Bürgerkriegen und im Herbst 1998 vom schweren Hurrikan Mitch verschont.

Die große Mehrheit der «Ticos» ist europäischer Herkunft, vorwiegend aus Spanien. Viele Weltenbummler mögen hier das geruhsam-lässige Leben der Mestizen, Schwarzen und Indios. Wichtiges Ziel im karibischen Tiefland ist der Tortuguera-Nationalpark. Die weit verzweigten Wasserläufe sind Heimat von Fischotter, Krokodilen, Reihern und Schildkröten. Südlich von Puerto Limon gibt es einsame Strände, Surfreviere und kleine Touristendörfer. In Puerto Viejo genießen Gäste niedrige Preise und karibisches Reggae-Feeling.

Da blicken viele aufstrebende «Ticos» in der Hauptstadt San Jose lieber Richtung Pazifik, wo die Tourismusbranche stärker im Aufschwung ist. An der etwa 1 000 Kilometer langen Küste mit der Peninsula de Nicoya investieren auch große ausländische Hotelgesellschaften. Der Pauschaltourismus wächst allmählich. «Wenn sie Papageien sehen wollen, müssen Sie nur in unseren Garten gucken», sagt Annemarie Hangöbl, Chefin von «Villas Miramar» in Jaco am Pazifik. Die Buntgefiederten mögen wohl besonders den großen Baum mit den Mangos. Die Ex-Salzburgerin betreut auch Gäste deutscher Veranstalter. Der Strand hier ist hellgrau, andere sind fast weiß, goldgelb oder dunkelgrau. Zwei Kilometer weiter beginnt ein Naturlehrpfad durch den Urwald. Hier haben Giftpfeilfrösche, Affen und viele tropische Vögel ihr Zuhause.

Schätzungsweise 10 000 Einwanderer aus dem deutschsprachigen Raum leben im Lande. Dazu gehört die Familie Stein. Sie bietet Urlaub in Stelzenhäusern zwischen Urwald undAnanas Bergen. Die «Selva Bananito Lodge» liegt 60 Jeep-Minuten von der nächsten Straße weg. Zum Pfeffer Freizeitvergnügen zählen Wanderungen, Reiten, Baumklettern oder Abseilen vom Wasserfall. Der Tag mit Mahlzeiten und Ausflügen kostet pro Person ab 140 Mark. «La Laguna del Lagarto Lodge» der Familie Schmack mit 500 Hektar unberührtem Regenwald, Papageien, Alligatoren, Pfeffer- und Ananasplantagen liegt im Norden nahe der Grenze zu Nicaragua.

INFO-KASTEN 

ANREISE UND FORMALITÄTEN: Ferienflieger wie die LTU, die Condor oder die niederländische Martin Air (ab Amsterdam) steuern Costa Rica mit Zwischenhalt in den USA an. Direktflüge mit Iberia gibt es ab Madrid, Umsteige-Flüge ab Deutschland auch mit US-Gesellschaften wie American Airlines oder Delta. Über 30 Veranstalter haben in Deutschland Costa Rica im Angebot. Benötigt wird für den Aufenthalt bis zu drei Monaten ein Reisepass, der mindestens noch sechs Monate gültig ist.

ZEITUNTERSCHIED: MEZ minus sieben Stunden im Winter, minus acht im Sommer.

REISEZEIT UND KLIMA: Saison ist das ganze Jahr über. Es herrscht Tropenklima, Durchschnittstemperatur im Hochland 22, an der Küste Werte zwischen 25 bis 34 Grad. Recht trocken ist es von Dezember bis April.

WÄHRUNG: Ein US-Dollar entspricht 325 Colon (Stand Mai 2001). Bei touristischen Leistungen nehmen die Anbieter gern die US-Währung. Deutsche Mark und andere europäische Währungen sind kaum bekannt. Kreditkarten werden bei Hotels und Restaurants der gehobenen, häufig auch in der mittleren Klasse akzeptiert.

SPRACHE: Spanisch, in vielen Hotels und häufig an der Atlantikküste auch Englisch.

GESUNDHEIT: Keine Impfungen vorgeschrieben.

SICHERHEIT: Im April 1999 wurde ein 52 Jahre alter Tourist aus Baden-Württemberg ermordet. Vorsicht ist im Stadtzentrum und an Busbahnhöfen von San Jose sowie in der Gegend von Limon geboten. Hier gab es schon Überfälle auf Touristen. Im März wurden dort zwei Amerikanerinnen ermordet. Abgesehen von dieser Region, in der auch Rauschgift geschmuggelt wird und die Gewaltschwelle herabgesetzt ist, gilt das Land für zentralamerikanische Verhältnisse als recht sicher.

UNTERKUNFT: Alle Arten und Preisklassen, von der einfachen Strandhütte für 15 Mark für zwei Personen bis zum Luxushotel für über 300 Mark. Interessant für Naturliebhaber, die Ruhe suchen, sind die Urwald-Lodges, ab 100 Mark pro Person pro Tag inklusive Vollpension.

INFORMATIONEN: Tourismus- und Pressebüro Costa Rica
Kartäusergasse 26, 50678 Köln
Tel.: 0221/310 18 42, Fax: 0221/ 310 18 43

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Stand: 09. May 2002
 

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