Brasiliens Pantanal: Ökotourismus pur

Von Carl D.Goerdeler


Größtes Feuchtgebiet der Erde: Wasserwildnis im Herzen des südamerikanischen Kontinents

Die Satellitenbilder zeigen die Landschaft wie die Nahaufnahme eines Lungenflügels, der mit abertausend Adern und Äderchen durchsetzt ist. Naturforscher sprechen vom größten Schwamm der Erde, der die Wassermassen (178 Milliarden Liter pro Stunde) aus den Anden und dem Herzen Südamerikas ein halbes Jahr lang aufsaugt und sie ebenso langsam wieder abgibt, fein dosiert mit der Geschwindigkeit von 1.200 Kilometern in 180 Tagen - so meldet Buenos Aires am Rio de la Plata, dreitausend Kilometer südlich, nicht "Land unter".

Dieser Schwamm heißt Pantanal, und er ist so groß wie Portugal, Holland, Belgien und die Schweiz zusammengenommen. Er umfaßt die westbrasilianischen Bundesstaaten Mato Grosso und Mato Grosso do Sul sowie Randgebiete von Bolivien und Paraguay.

Jedes Jahr lagern die Wassermassen im Pantanal Sedimente ab, die so schwer wie zehn Cheops-Pyramiden wiegen: Dünger für die Pflanzen, Nahrung für die Süßwasser- Fische, von denen man 263 Arten gezählt hat (in Europa sind es knapp 200). Wenn die Regenzeit endet und die Trockenzeit im Juli beginnt, aus Seen und Lagunen langsam Sümpfe oder Inseln werden, beginnt das grosse Fressen, zu dem selbst aus dem 10.000 Kilometer entfernten Kanada die Zugvögel einfallen. Wasserschweine, Kaimane, Ottern, Leoparden, Reiher und Schuhschnabel (656 Vogelarten, darunter der seltene blaue Ara) streiten sich um die schuppige Beute, die in die großen Wasseradern zu fliehen sucht. Das ist die beste Zeit, um den Pantanal zu besuchen.

 

Seltener Hyazinthen-Ara

 

Ein gefundenes Fressen auch für die Zugvögel - 8000 Tonnen Fisch produziert der Pantanal jedes Jahr

Dass dieser Garten Eden nun endlich für den Natur -Tourismus erschlossen wird, hat mehrere Ursachen. Die alten Fazendas (Rinderfarmen), einst so ausgedehnt wie europäische Kleinstaaten und mit Herden von mehreren tausend Stück, sind durch Erbteilung geschrumpft und unrentabel geworden. Viele Fazendeiros wandeln ihre Fazendas in Ferienhotels um - obgleich der Zugang zu Lande oder zu Wasser oder gar durch die Luft immer noch ein kleines Abenteuer ist. Zweitens wächst der Bedarf nach naturnahem Tourismus. Und drittens haben zahlreiche globale Naturschutz- Organisationen, darunter der WWF, erkannt, dass der Ökotourismus ein sinnvolles Instrument darstellt, ein solches weltweit einmaliges Biotop wie den Pantanal, der zum größeren Teil seiner 230.000 Quadratkilometer Naturschutzgebiet ist, zu erhalten.

Alles in allem mögen 500 Pensionen, Landhotels und Hotelschiffe im Pantanal vorhanden sein -der weitaus größte Teil davon sind rustikale Herbergen mit wenigen einfachen Zimmern. Der Pantanal ist menschenleer: auf einen ständigen Bewohner entfallen statistisch sechs Rinder und 40 Krokodile (Kaimane). An manchen Stellen stolpert man geradezu über die großen (scheuträgen) Echsen.

Cuiaba im Norden und Corumba................. (beziehungsweise Campo Grande) mit ihren Flughäfen, die mehrmals täglich von Sao Paulo aus bedient werden, sind die Einfallstore zum Pantanal.-Die-auf-internationalen Naturtourismus eingestellten Hotel-Fazendas, wie etwa die besonders komfortablen "Refugio Ecologico Caiman", die "Fazenda Rio Negro" oder das "Pantanal Park Hotel" im Norden sorgen selbstverständlich für den Transfer; für sie wie für die meisten Pousadas (Pensionen oder Hotels) gilt, dass sie nur Buchungen von mindestens drei oder vier Tagen (sogenannte "Pacotes") entgegennehmen - was absolut sinnvoll ist. Die Preise rangieren von 100 DM bis 400 DM pro Tag und Person Vollpension. Immer sind dabei Tagesausflüge unter kundiger Führung zu Fuß, zu Pferd, per Boot eingeschlossen.

Eine besondere Variante, attraktiv für Sportfischer (Achtung!: Angelverbot von November bis Januar!), sind Wohnboote mit etwa einem Dutzend Kabinen ("Prinzipe de Etruria"; "AnacondaI"; "Sao Lucas de Pantanal" oder andere), die von Corumba aus über die Hauptflüsse kreuzen.

Weil der Pantanal (und nicht Amazonien!) für Birdwatcher, Sportangler oder für alle Liebhaber der unberührten und ungezähmten Natur im Kommen ist, nehmen immer mehr Reisebüros entsprechende Angebote in ihr Programm.

Wer nach Brasilien reist, kommt um den Pantanal nicht herum - und wer den Garten Eden sehen will, muss dorthin.

Links:
Satellitenbild
South Pantanal
EMBRAPA: Centro de Pesquisa Agropecuária do Pantanal - CPAP

 

 


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Stand: 09. May 2002
 

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