Von Bernd Kubisch,dpa |
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Pantheon Quelle: DuMont visuell |
Havanna - Kubas Totenstadt «Necropolis Cristóbal Colón» ist einer der ungewöhnlichsten und prunkvollsten Zentralfriedhöfe der Welt. Für die Kubaner Gedenk- und Beerdigungsstätte und Pilgerort, zieht er auch immer mehr ausländische Besucher in seinen Bann. Die Nekropole zeigt die widersprüchliche Geschichte der Insel im Zeitraffer: Hier fanden Zuckerbarone, Grafen, Poeten, spanische Kolonialherren, kubanische Freiheitskämpfer, Revolutionäre und Forscher gleichermaßen ihre Ruhestätten. Insgesamt beherbergt der Friedhof über 50000 Familien-Grabstätten, Mausoleen, Galerien und Grabkapellen. | ||
Eine Rarität auf dem Cementerio de Colón ist die unterirdische Galeria de Tobias. Sie ist etwa 100 Meter lang und in nicht weniger als 256 Felsnischen unterteilt.
Gäste aus dem Ausland zahlen Eintritt und können ihn auf eigene Faust entdecken, über Wege und weite Avenidas spazieren. Durch den Marmor- und Granit-«Wald» aus Statuen von Madonnen und Gekreuzigten, von Obelisken, Tempeln, Arkaden und üppig Ausgestatteten Grabbauten tuckern Chevrolets und Cadillacs aus den fünfziger Jahren. Zwischen dem strahlenden Weiß der Monumente aus Neogotik, Neobarock und Art Deco gibt es Palmen und andere grüne Tupfer. . |
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La Milagrosa Quelle: DuMont visuell |
Vom gut 21 Meter hohen Haupteingang Portada Pricipal, der an den Triumphbogen in Paris erinnert, läuft hinter dem Sarg eine Trauerschar über die Kolumbus-Avenida zur Capilla Central. Die farbigen Glasfenster der Kapelle von 1886 stammen aus Genua, die Fresken über dem Altar vom kubanischen Künstler Miguel Melero. Die meisten Besucher, darunter viele um Heilung bittende Pilger, kommen zum Grab von Amelia Goyri de Hoz, die als «Milagrosa», die Wundertätige, verehrt wird. Die Frau aus reicher Familie starb 1901 bei der Geburt ihres Kindes. | ||
Es
überlebte sie nicht und wurde zu ihren Füßen bestattet. Der
Überlieferung nach aber fand man die beiden Bestatteten bei einer
späteren Sargöffnung ohne jegliche Zeichen der Verwesung. Und der
Säugling befand sich nun wie durch ein Wunder im Arm der Mutter. Man
erzählt sich, dass der Witwer der «Milagrosa» das Grab bis zu seinem
Tode im Jahre 1941 täglich besuchte und sich bei seinen Lieben stets
durch Klopfen mit einem Messingring am Grabstein bemerkbar gemacht haben
soll. Ein Ritual, das etliche Pilger bis heute ehrfurchtsvoll
nachvollziehen.
Erbaut wurde der Kolumbus-Friedhof 1871 - damals weit außerhalb Havannas auf Farmland - zur Entlastung der überfüllten Kirchenkatakomben. Obwohl er katholisch ist, findet man auch protestantische Gräber und andere, die deutlich von afro-kubanischen, chinesischen oder japanischen Bestattungsritualen künden. Die Familien Reicher und Prominenter sowie Förderer von Helden wetteiferten überall um den Bau der prunkvollsten Grabstätte. Unweit der kleinen Kapelle und des Grabmals des Barbesitzers und Erfinders des Rum-Mix-Drink Daiquiri Constante Ribalaigua. erhebt sich der Obelisk des Grabmals des Generals Maximo Gomez. Gomez war in den Jahren 1895 bis 1898 einer der Führer des Unabhängigkeitskampfes der Kubaner gegen die Spanier. In einem Gemeinschaftsgrab ruhen die «Märtyrer der Granma», die 1956 mit Fidel Castro losgezogen waren, den Diktator Fulgencio Batista zu stürzen. Auch Studenten und
Feuerwehrleute werden auf dem Cementerio de Colón mit Prachtbauten geehrt. So
die acht Medizinstudenten, die 1871 ohne Schuldbekenntnis und trotz
starker Proteste hingerichtet worden waren, weil sie angeblich das Grab
eines spanischen Journalisten entweiht hatten. Das «Mausoleum der
Feuerwehrleute» (Mausoleo de los Bomberos) erinnert an die Männer, die
1890 beim Kampf gegen ein Großfeuer in Havanna starben.
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Stand: 11. Juli 2009