von © Tomas Stargardter, Nicaragua

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Prinzessinnen der reinen Unschuld:
Junges Mädchen im Festkleid

Hingabe für ein schnell vergängliches Kunstwerk:
Kurzer Ruhm und viel Ehre sind der Lohn der Künstler
Die Ursprünge der Stadt León in Nicaragua führen bis in die Zeit der ersten spanischen Stadtgründungen in Mittelamerika zurück. Und so alt ihre Geschichte, so jung ist ihr Brauch der Semana Santa -Feierlichkeiten bis heute geblieben: Ein urspanisches Relikt, das sich ähnlich wie in Antigua/Guatemala tief in die religiöse Tradition dieser "Stadt der Kirchen" verankert hat.
Chrysanthemen strahlen wie kleine Sonnensymbole in einem Meer aus lebensprallem Grün
Im Kopf ist das Bild schon fertig:
Künstler bei der Anlage seines Werkes
León wurde Anfang des 17.Jahrhunderts rund 30 km anstelle eines Vorgängers (heute León Viejo) gegründet, der am 31. Dezember 1609 einem Erdbeben zum Opfer gefallen war. Zehn Kirchen aus dieser Gründungszeit überstanden die Jahrhunderte bis heute, darunter La Merced (in der Nähe der Catedral Metropolitana), La Recolección, die Iglesia el Calvario und die Iglesia San Francisco in der nach dem berühmtesten Dichtes des Landes benannten Calle Ruben Dario. Im Zentrum aller Osterfeierlichkeiten aber steht die älteste: die Iglesia San Juan Bautista de Subtiava. 1530 - also lange vor der Stadtgründung erbaut - diente sie schon Bartolomé de Las Casas als Stätte für seine flammenden Reden gegen die Ausbeutung der Indios. Heute ranken sich fast alle religiösen Feiern um dieses prächtige Gotteshaus, das hinter seiner kunstvollen Fassade einen der schönsten kolonialzeitlichen Altäre des Landes und viele indianische Naturmotive, darunter ein Sonnengemälde birgt.
Die Vorbereitungen für die Osterfeierlichkeiten beginnen Monate zuvor. Die Abgesandten der verschiedenen an den Prozessionen beteiligten Bruderschaften und die alfombreros, die für die Ornamentteppiche zuständig sind, beraten immer wieder Ablauf und Motive, bis alle Aktionen fein aufeinander abgestimmt sind. Wochen vor Beginn der Osterwoche werden dann die Materialien für die Ornamentteppiche bereit gestellt. Sägemehl muss in den wichtigsten Farben Purpur, Blau, Rot, Gelb und Schwarz getönt und in riesigen Plastiksäcken bis zur Verwendung aufbewahrt werden. In den Gärten werden Bougainvillea, Chrysanthemen und Rosen liebevoll gehegt und gepflegt, die die Teppiche mit der Leuchtkraft ihrer Blütenblätter schmücken sollen. Und schließlich wird reichlich Sand für die Egalisierung der Prozessionswege und etwaiger Schlaglöcher aufgehäuft, damit die Bilder des Ornamentsteppichs am Ende ohne hässliche Beulen sind.
 

Kein Detail darf übersehen werden:
Jedes Segment passt sich am Ende zu einem Gesamtkunstwerk

Balanceakt zwischen Perfektion und Improvisation:
Für letzte Korrekturen inmitten des Werkes dient ein Schwebebalken als Halt
Spätestens am Gründonnerstag hat sich der Prozessionsweg in eine lange Arena der Kunstschaffenden verwandelt. Unter großer Anteilnahme Schaulustiger wird abgesteckt, Material gereicht, gestreut und gestaltet und immer wieder zur besseren Festigkeit und längeren Frische Wasser über die Werke versprüht. In erstaunlicher Schnelligkeit entstehen aus Piniennadeln, Blütenblättern, Sand und Sägemehl großflächige Bilder mit heiligen Motiven oder Ornamenten von Naturvorbildern. Gearbeitet wird bis spät in die Nacht. Stunde um Stunde steigert sich die Spannung.

Karfreitag ist dann der Tag der ersten Prozessionen. Die ersten, die die Ornamentteppiche betreten dürfen, sind die cucuruchos, die professionellen Träger der Heiligenfiguren und Reliquienschreine. Würdevoll und erhaben - ohne den Blick zu senken und die Miene zu verziehen - schreiten sie mit ihrer heiligen Last, gefolgt von der Band, im Rhythmus der pito's (Flöten) und tambores (Trommeln) und umdrängt von Schaulustigen und Gläubigen, die sich bald in den Zug einreihen, die vorher genau fest gelegte Route ab.Im Gefolge des heiligen Zugs darf jetzt die von ihm betretene Pracht vom Boden aufgesammelt werden. Eine Tätigkeit, die den wahren Gläubigen entlarvt. Denn Blüten, Piniennadeln oder Späne sind jetzt gleichsam geweihte Reliquien des hochreligiösen Rituals - göttliche Heilsbringer.

 

Der Teppich ist ausgerollt, die Prozession kann beginnen:
Die Träger sind die ersten, die  die Kunstwerke betreten dürfen
Semana Santa in Sevilla /Spanien:
http://www.caiman.de/semana.html 

Semana Santa in León /Spanien:
http://www.serviplus.com/semana/docu/inicio.htm 

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Stand: 09. May 2002

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