Fenster schliessenCariLat-Karibik-Lateinamerika-Magazin Nicaragua

Die roten Lippen der Mutter Gottes

 Das größte mittelamerikanische Land besinnt sich seiner Schätze

  Von Gesine Froese

     Zurzeit sieht man in Nicaragua vieles, was man früher nicht sah. Nicht, dass es zuvor nicht existiert hätte, nein. Man hatte einfach keine Augen dafür, ganz so, als wäre das Land zuvor durch eine Brille betrachtet worden, die einen Teil seiner Wirklichkeit ausblendete. Zum Beispiel den Sonnenuntergang vor der südwestlichen Pazifikküste.

Sunset an der Playa Montelimar

Sunset an der Playa Montelimar

     Als würde die Sonne erst neuerdings so intensiv orangerot am Meereshorizont erglühen, als hätte sie nie zuvor zu dieser Zeit das Antlitz dieser Küste so wundervoll in pures Gold getaucht, wird sie heute bestaunt und als Attraktion gehandelt. Am drei Kilometer langen, ehemaligen Privatstrand von Somoza, heute Teil des Ferienressorts Barceló Montelimar, suchen Pauschaltouristen den besten Standort, um sie auf‘s Foto zu bannen. Ein Stück weiter südlich, in der exklusiven Ökolodge Morgan’s Rock an der Playa Ocotál, richtete man alle fünfzehn Bungalows eigens so mit Blick nach Westen aus, dass sie vom Abendlicht durchflutet werden; einige stehen so günstig, dass man den Sonnenuntergang bequem vom King-Size-Bed aus beobachten könnte. Und das Moon Handbook „Nicaragua“ nennt den Sunset“ an erster Stelle der must sees für diese Region. Seinen Lesern empfiehlt es: „Feel the earth turn downward, man, while sitting on San Juan del Sur’s public ; surfboard optional“.

     In den Bergen Nicaraguas förderte der neue Blick für die Wunder der Natur sogar eine kleine Sensation zu Tage. Und zwar im ziemlich genau eine holperige, rutschige und teils motorkreischend steile Fahrstunde von Jinotega entfernten „Reserva silvestre privada Nebliselva El Jaguar“, kurz Jaguarreservat. Das urwüchsige Gebiet ist Teil einer privaten Kaffeefinca, 1350 m hoch gelegen und heute Biosphärenreservat. Vor zwei Jahren schoss hier ein Wilderer einen Puma. Zuletzt spannten Biologen Netzfallen für Vögel, um sie zu fangen, zu bestimmen und zu beringen. Sie notierten 215 Arten, darunter einen bis dato hier völlig unbekannten Kolibri, den Funkenkehlkolibri.

Auf dem Naturpfad im Jaguar-Reservat

Auf dem Naturpfad im Jaguar-Reservat

     In diesem Jaguarreservat können Naturfreunde auch Urlaub machen. Ohne einen auf Vierrad-Antrieb umgeschalteten Jeep, ohne Führer und vor allem ohne Anmeldung, ist die Gefahr jedoch groß, schon auf dem Hinweg im Schlamm stecken zu bleiben oder sich auf den vielen unbezeichneten Gebirgswegen zu verirren oder den Wächter des Areals am Ziel in arge Verlegenheit zu bringen, weil die Verpflegung für unangekündigte Gäste nicht ausreicht. Und wer sich einquartiert hat, muss ein Freund des einfachen Lebens sein, glücklich, abends bei durchschnittlich acht Grad und dem Schein einer Laterne in der Hängematte schaukeln zu können, und sich in schier unerreichbarer Abgeschiedenheit zu wissen.

     Umso intensiver dann die Begegnung mit dem Nebelwald auf den Naturpfaden hier oben. Am Morgen, wenn sich unter den steigenden Temperaturen des Tages letzte Dunstschwaden in dem Gespinst aus Bambusstämmen, Farnen, Palmen, Stelzenbäumen und Bromelien überall laut tropfend in Wasser auflösen, klingt das wie der Pulsschlag des Regenwalds. Geradezu körperlich fühlt man die Kraft des meterhohen hohlen Würgeficus, von dessen Wirtsbaum nichts als ein modriges Loch blieb, groß genug, um an seiner Stelle darin zu stehen. Und wie zum Begrüßungskuss geschürzt scheinen die knallroten „Lippen der Mutter Gottes“, einer einheimischen Orchidee, die der Führer auf den Naturpfaden hier stets wie eine Hostie vorführt.

      Selbstfindung ohne alte Freunde

     Die Schönheit der Natur ist jedoch nur ein Teil der Wirklichkeit Nicaraguas, die früher nicht realisiert wurde, früher, als noch die sandinistische Revolution das Leben der Menschen in Nicaragua prägte und das Bild von Nicaragua im Ausland. Auch das Interesse an den kulturellen Schätzen des Landes verkümmerte, wie das eben so ist in Zeiten des sozialen und politischen Umbruchs. Inzwischen liegt es zwar schon fünfzehn Jahre zurück, dass die Revolutionäre sich mit anderen Parteien im Land zur ersten freien Wahl in Nicaragua stellten und Frieden ins Land einkehrte. Aber was sind schon fünfzehn Jahre nach elf Jahren Revolution, vor allem wenn ihr, wie in Nicaragua, eine 50 jährige Diktatur, Zeiten der US-Besatzung und Bürgerkriege vorangingen? Gerade so viel wie ein Aufatmen, der Beginn von Selbstfindung.

     Während sich Nicaragua zurzeit selbst entdeckt und immer größere Fortschritte dabei macht, wirkt es noch etwas verloren. Immer mehr Besucher interessieren sich zwar für das "neue" Nicaragua. Aber viele der alten Freunde, die sich einst mit der Revolution im Land solidarisierten - und das waren weltweit nicht wenige -, zögern noch. Viele dieser einstigen "Nicaragua-libre"-Symphatisanten und -Kämpfer kehrten dem Land nach dem überraschenden Ausgang der ersten freien Wahlen, der Niederlage von Sandinistenführer Daniel Ortega, den Rücken zu. Und verfolgten, wenn überhaupt, nur widerstrebend dessen weitere Entwicklung: die Enthüllungen über die Verfehlungen der Sandinisten, die Reprivatisierung, die Rückkehr der Investoren, die Ankurbelung der weißen Industrie, des Tourismus. Urlaub in Nicaragua? Etwa auf den Spuren verlorener linker Träume?

     Dass es mit der Solidarität nach Nicaraguas eigenwilligem Start in die Demokratie so abrupt vorbei war, hat auch in Nicaragua Spuren hinterlassen. Im Tourismusministerium jedenfalls will man diese Gruppe ehemaliger Nicaragua-Fans nicht hofieren. In der Werbung klammert man die Revolution völlig aus. Stattdessen entschied man sich für einen Slogan mit fast seifenoperhaftem Charakter: „Nicaragua, ein Land mit Herz“. Der Deutsche Immanuel Zerger, Inhaber der Reiseagentur „Solentiname Tours“ in Managua, verteidigt ihn: „Nicaragua muss aus dem Politik-Focus raus“. Eines bringt der Werbespruch gewiss gut rüber: Versöhnlichkeit und den Wunsch, wieder geliebt zu werden, aber nun um seiner selbst.

     Wo der alte Geist noch lebendig ist

Der Platz des Friedens in Managua

Der Platz des Friedens in Managua

     Das ist anfangs gar nicht so leicht. Denn noch hat, wer nach Nicaragua findet, die politische Vergangenheit des Landes im Sinn. In Managua, wo die meisten Besucher landen, kann man auch noch gut auf ihren Spuren wandeln. Hier dominieren noch die Schauplätze, die an die Revolution erinnern. Die neuen Fünf-Sterne-Hotels, Shopping-Malls und Banken wirken dagegen vergleichsweise unspektakulär. Da ist die klaffende Wunde, wo einmal das Herz der Stadt schlug, bis es ihr das Erdbeben 1972 aus dem Leib riss, Anfang vom Ende der 50jährigen Somoza-Diktatur. Denn ihren größten Zulauf genossen die Sandinisten, als die Veruntreuung der internationalen Hilfsgelder durch Anastasio Somoza Debayle bekannt wurde. Dann das Museo Nacional im ehemaligen Nationalpalast, Schauplatz der wohl medienwirksamsten Geiselnahme, 1978, als die Sandinisten die Freilassung von 80 Gesinnungsgenossen und 10 Millionen US-Dollars von Somoza erpressten. Wütend bombardierte der Diktator danach noch ein paar Städte und floh nach Miami. Carlos Fonseca, den Vater der sandinistischen Revolution, ehrt eine ewige Flamme am Parque Central. Und der Platz des Friedens, eine Stätte von eiskaltem militärischem Charme mit ihrem einzementierten Kriegsgerät, erinnert schließlich an die Entwaffnung des Landes.

     Wer die Spurensuche noch ein wenig weiter betreiben will, der lenke seinen Wagen gen Norden Richtung León, der Wiege des Sandinismus. Nicht nur, dass sich vor dem Ortsausgang von Managua quasi wegweisend auf einem Hügel die zehn Meter hohe Statue von Augusto César Sandino erhebt, gleich neben dem ehemaligen Hauptquartier seines Mörders, des ersten Somoza. Die Fahrt geht weiter über eine der vielen alten gepflasterten Straßen im Land, deren Steine in den Fabriken des Somoza-Clans gebrannt wurden. Dass die Sandinisten sie später genüsslich für den Bau von Barrikaden nutzten, kann man dann in León auf einem großen Wandgemälde sehen. Im Stil bildhaften Geschichtsunterrichts für Analphabeten, ziemlich deplaziert in der ältesten Universitätsstadt im Land, illustriert es die wichtigsten Stationen der Geschichte Nicaraguas. Auch andere Wandmalereien plakatieren hier noch alte revolutionäre Gesinnung. Auf einer tritt ein symbolisierter Sandino Somoza wie einen Hund.

Alte Wandmalereien

...und erste Restaurierungsarbeiten in León

Kathedrale

Alte Wandmalereien

...und erste Restaurierungsarbeiten in León

 Kathedrale

     León war bis 1855 die Hauptstadt des Landes. Zahlreiche Kirchen überragen die Stadt mit ihren Türmen, in einer predigte einst Bartolomé de Las Casas; im Mittelpunkt erhebt sich eine mächtige Kathedrale, gerühmt als die größte Mittelamerikas. In ihr befindet sich auch das Grabmal von Rubén Dario, Nicaraguas berühmtestem Dichter. Aber Denkmalpflege wird in dieser geschichtsträchtigen, einst so prächtigen Metropole noch klein geschrieben. Überall bröckelt der Putz, nur hier und da erste Verschönerungsarbeiten. Noch scheint die Stadt nicht sonderlich geneigt, sich für Devisen bringende Besucher herauszuputzen, nicht einmal für sich selbst. Umso reger pulsiert das studentische Leben in den Straßen und auf den Plätzen mit ihren Bars und Kneipen, den bis Mitternacht hell erleuchteten offenen Copy-Shops und Internetcafés. Von zaghafter Öffnung für Touristen zeugen auch die noch überwiegend familiären Herbergen; einzige Adresse für anspruchsvolle Besucher oder Geschäftsleute ist das neue El Convento, ein allerdings eher halbherzig als historisches Hotel rekonstruiertes ehemaliges Konvent.

      Zeitlose Urgewalt: 40 Vulkane vor der Haustür

     Nach einem Besuch in León fällt es nicht mehr allzu schwer, die Revolution Schnee von gestern sein zu lassen und sich Zeitloserem zuzuwenden: der geballten Urgewalt vor der Haustür der Stadt. Allein neun der insgesamt 40 Vulkane in Nicaragua flankieren die Stadt im Osten, darunter gleich vier der insgesamt sieben aktiven. Und alle bieten Trails für Vulkankraxler. Der 1090 m hohe Telica bricht nahezu alle fünf Jahre aus. Sein Nachbar, der 700 m hohe Cerro Negro, entstieg vor rund 150 Jahren einem Acker. Ständig austretendes Gas umwabert den Pfad über seine tiefschwarze Schlacke; oben bietet sich bei wolkenfreiem Himmel ein großartiger Blick bis weit nach Süden in die Senke des Managua-Sees, mit dem 1300 m hohen Momotombo als markanten Eckpfeiler.

Trail auf dem Cerro Negro

Trail auf dem Cerro Negro

     Dieser schlafende Riese ist für das neue Nicaragua von besonderer Bedeutung. Zum einen speist er heute über eine geothermische Energiegewinnungsanlage zu zehn Prozent das Stromnetz des Landes. Zum anderen breitet sich an seiner Südflanke Nicaraguas archäologisches Kleinod aus: die inzwischen für die Öffentlichkeit zugänglichen Reste der 1524 gegründeten und 1609 im Ascheregen des Momotombo versunkenen Urzelle von León. Vor fünf Jahren ernannte die Unesco die Ruinenstätte, genannt León viejo, zum Weltkulturerbe. Es war das Jahr, als Archäologen in den Ruinen die Überreste der Männer fanden, mit denen in Nicaragua einst die spanische Kolonialzeit begann: des Stadtgründers Francisco Hernández de Córdoba sowie seines Auftraggebers, des Gouverneurs Pedrarias Dávila.

     Von Unesco-Weltkulturgut Leon viejo nach Granada

     Zwar ist in León viejo kaum mehr als ein Gerippe aus Mauern zu sehen, das den Grundriss einer typischen frühen spanischen Kolonialstadt mit Plazas, Kathedrale, Konventen und Casas markiert. Aber die Friedhofsruhe, die gepflegten, von Kalebassenbäumen beschatteten Spazierwege, und die Erzählungen der Fremdenführerinnen verleihen der Stätte den Zauber greifbarer Geschichte. Bekannte Konquistadoren wie Hernando de Soto („das war sein Haus“) oder Francisco de Bobadilla („diese Kirche ließ er erbauen“) rücken näher, ebenso die Greuel ihrer Zeit („hier ließ Dávila 18 Kaziquen von Hunden zerfleischen“). Höhepunkt ist stets die Geschichte von Córdobas Hinrichtung. Er hätte sich Hernán Córtez anschließen wollen, ist zu hören, „worauf Dávila ihn hier auf der Plaza Mayor wegen Verrats enthaupten ließ“.

Blick auf die Isla Ometepe

Blick auf die Isla Ometepe

     Verrat hin oder her, Córdoba wird in Nicaragua als Vater der Nation verehrt. Schließlich gründete er fast alle Städte des Landes. Im gleichen Jahr wie León (viejo) auch Granada, heute Mittelamerikas älteste Kolonialstadt. Mit ihren Kuppeln und Kirchtürmen breitet sie sich am sonnigen windstillen Nordwestufer des Nicaragua-Sees aus, den Blick auf die beiden Vulkane der vorgelagerten Isla Ometepe gerichtet.

 


     So einmalig schön Granadas Lage, so attraktiv ist auch seine Umgebung. Schon die Isla Ometepe im Nicaragua-See lockt mit Naturpfaden, einem mächtigen Wasserfall und präkolumbischen Funden. Zusammen mit der kleineren Isla Zapetera gilt sie als Wiege von Nicaraguas Ureinwohnern. Im Rücken von Granada erhebt sich der aktive Masaya, der einzige Vulkan in Mittelamerika, zu dessen dampfendem Schlund man bequem mit dem Auto hinauffahren kann. Für den Fall eines plötzlichen Ausbruchs muss man es aber in Fluchtrichtung parken. Die Stadt Masaya an seiner Südflanke entwickelte sich zum wichtigsten Kunstgewerbe- und Folklorezentrum des Landes. Unweit kann man in einem Vulkan baden, dem saubersten, klarsten und tiefsten der vielen umliegenden Kraterseen, bekannt unter dem Namen „Laguna Apoyo“; Restaurants und Badestege an ihrem Ufer verbreiten hier Urlaubsatmosphäre. Und noch ein Stück weiter, schon mit Blick auf den Nicaragua-See, lädt der 1345 m hohe erloschene Mombacho zu modischen Rutschpartien am Drahtseil ein, den „Canopy-Tours“.

Kutschen...

und Eis-Karren in Granada

Casa de Francia

Kutschen...

und Eis-Karren in Granada

Casa de Francia

     Granada selbst ist bereits wieder ganz glanzvoller Mittelpunkt dieser Umgebung, und fast schon wieder die alte spanische Diva. Viele Gebäude sind restauriert, am schönsten die Casa de Francia, das beste Hotel im Ort, aber nicht das einzige der gehobenen Kategorie. Bei der Restaurierung orientierte man sich an ähnlich prachtvollen Kolonialbauten in Granadas früheren Schwesterstädten Panama, Cartagena, Havanna und San Juan. Am zentralen Parque Colón reihen sich die Kunstgewerbestände aneinander. Das nahe, einst von dem Dietmar Schönherr mitbegründete „Haus der Drei Welten“ entwickelte sich zum Treffpunkt einer anspruchsvollen Kulturszene. Überall kurven Pferdekutschen durch die engen Gassen, um Schaulustige für ein paar Córdobas zur Kathedrale, zum alten Franziskanerkonvent oder dem Anleger für die Ausflugsboote zu den Isletas zu bringen, 365 Inselchen, die der Mombacho einst ausspuckte. Und nachts tobt der Bär in schicken Diskotheken.

    
Der Gegensatz zwischen dem liberalen León und dem konservativen Granada ist so krass, dass die historischen Konflikte beider Städte um die Vormachtstellung im Land leicht vorstellbar werden, wenn auch nicht die Bürgerkriege, in denen sich diese Konflikte entluden. Granada traf es besonders hart. Nichts war die Plünderung von Henry Morgan gegen den verheerenden Brand, den William Walker anrichtete, der Mann, den die Liberalen in den USA anheuerten, um die Konservativen in die Knie zu zwingen. Sie sollten es allerdings bald bereuen. Walker rief sich zum Präsidenten aus, führte Englisch als offizielle Sprache ein und gleich noch die Sklaverei. Halb Mittelamerika half Nicaragua damals, ihn wieder loszuwerden. Seitdem wohl wird Nicaragua von seinen Nachbarn gern für jedwedes Unheil verantwortlich gemacht.

     Von Ozean zu Ozean

     Just zur Zeit Walkers erregte auch der Goldrausch in Kalifornien die Gemüter und nicht nur der US-Unternehmer Cornelius Vanderbuilt blickte fasziniert auf Nicaraguas höchst günstige interozeanische Lage, auch die Regierung der USA. Die Durchquerung der USA von Ost nach West war damals noch zu unsicher und das Kanalprojekt in Panama in den Händen einer völlig überforderten französischen Gesellschaft, kurzum noch nicht benutzbar. 1851 bot Vanderbuilt erstmals eine Schiffspassage von New York via Nicaragua nach Kalifornien an. Die Fahrt führte über Nicaraguas Río San Juan zum Nicaragua-See. Die rund 20 km breite Landenge bis zur Pazifikküste wurde in Kutschen absolviert. Und dort ging es dann mit Schiffen weiter nach Kalifornien. Das Unternehmen wurde ein Riesenerfolg. Zigtausende Glücksritter aus dem Osten der USA, unter ihnen als heimlicher Beobachter der Schriftsteller Mark Twain, strömten damals durch Nicaragua. Und hätten die USA nicht bald darauf das bankrotte Kanalprojekt der Franzosen in Panama billig haben können, sie hätten wohl in Nicaragua einen Kanal gebaut.

Unterwegs auf der alten Route der Glücksritter

Unterwegs auf der alten Route der Glücksritter

     So reizvoll eine Tour auf den Spuren der Glücksritter und von Mark Twain heute wäre, zumindest das Stück vom Nicaragua-See über den Río San Juan zur Karibik wäre zu strapaziös. Längst verkehren dort nur noch müde klapprige Fähren. Vor allem das letzte, neunstündige Stück von El Castillo nach San Juan del Norte an der Mündung des Flusses in die Karibik lohnt die Mühe kaum. Am Ziel wartet ein gottverlassenes 900 Seelen-Nest, das sich nie von dem Brand erholte, den 1990 hier der zu den Contras übergelaufene Comandante Cero legte. Nichts erinnert hier mehr an den einst quirligen Umsteigehafen aus Goldrausch-Zeiten.

     Wen es auf die Karibikseite Nicaraguas zieht, und der Ausflug ist durchaus lohnend, der nehme den einzig anderen möglichen Weg: ein Flugzeug von Managua nach Bluefields, der heute größten Stadt an Nicaraguas wilder Karibikküste. Straßen gibt es keine. Denn mit dem Land hat sie etwa so wenig gemein wie Belize mit Guatemala. Früh nisteten sich hier die Engländer ein, zumal sie auch in den ansässigen Misquito-Indianern Verbündete gegen die Spanier fanden; später diente sie den Contras für Schlupfwinkel, heute für Drogendealer.

    
Bluefields ist das Tor zu den vorgelagerten Corn Islands. Kleine Propellermaschinen starten zum ehemaligen US-Militärstützpunkt Corn Island. Dort rüste man sich dann für den 20minütigen rauen Bootsritt nach Little Corn Island – um schließlich auf Nicaraguas nur drei Quadratkilometer großem Karibikparadies zu landen, einem von Korallenriffen gerahmten Hideaway unter Kokospalmen, mit Sandwegen anstelle von Straßen, Fuhrwerken anstelle von Autos und ein paar Hotels und Gästehäusern. Am schönsten wohnt man in der Casa Iguana – direkt am Strand mit Blick auf die über Nicaragua aufsteigende Sonne.

 

Informationen:
Botschaft von Nicaragua (nur Broschüren): Joachim–Karnatz-Allee 45
10557 Berlin, Tel. 030/ 20 64 38-0, Fax 22 48 78 91
Internet: Tourismusinformation Nicaragua: www.intur.gob.ni

Pazifikküste: Hacienda & Eco-Lodge Morgan’s Rock, Playa Ocatál,
Tel./Fax 00506-296 94 42, www.morgansrock.com

Natururlaub in den Bergen: das Jaguarreservat:
www.jaguarreserve.org

Vögel in Nicaragua: www.avesnicaragua.org

Empfehlenswertes Hotel in Managua: Princess, Carretera Masaya,
Tel. 0505-270 5045, Fax 278 8444, www.hotelesprincess.com

Reiseagentur: Solentiname Tours, Immanuel Zerger,
Apartado Postal 1388, Tel. 00505-270 99 81, www.solentinametours.com

Hotels in León: El Convento, Contiguo Iglesia San Francisco,
Tel. 00505 311 70 53, Fax 311 70 67, www.hotelelconvento.com.ni
Hotel Austria, de la Catedral 1 c. al Sur 1/2 c.al Oeste, Tel. 00505-311 12 06, 311 13 68, www.hotelaustria.com.ni

Hotels in Granada: La Gran Francia, esquina Sureste Parque Central, Tel. 00505-552 60 00, Fax 552 60 01, www.lagranfrancia.com

Little Corn Island: Casa Iguana, casaiguana@mindspring.com
www.casaiguana.net

 

Tauchen: www.divelittlecorn.com

Little Corn Island: Casa Iguana

.

CariLat-Karibik-Lateinamerika-Magazin


Alle Angaben nach bestem Wissen, aber ohne Gewähr
Copyright © CariLat. All rights reserved.
Stand: 18. Dezember 2012
Fenster schliessen  

© webDesign by Webmaster CariLat