HOME     Santo Domingo - Älteste Kolonialstadt
                     in der neuen Welt

Von Bernd Kubisch, gms

Kolumbus-Denkmal an der La Catedral 

Merengue- und Salsa-Musik dröhnt aus Autolautsprechern und Kofferradios. Auf der Meerseite des Malecon, der Strandpromenade von Santo Domingo, drängen sich Familien mit Kind und Kegel: Samstagnachmittag in der Hauptstadt der Dominikanischen Republik. Imbiss-Verkäufer bieten an ihren Straßenständen Pollo, Perro Caliente und Presidente an - gegrilltes Huhn, Hot Dog und das einheimische Bier. Dazwischen hoffen Kokosnussverkäufer und Schuhputzer auf gute Geschäfte.

Auf der anderen Seite des Boulevards reihen sich Edel-Hotels und glitzernde Casinos aneinander. Santo Domingo ist eine Stadt der Kontraste. Doch einer begleitet den Besucher hier auf Schritt und Tritt: Der Seefahrer und Entdecker Kolumbus ist in der «ältesten Stadt» der neuen Welt allgegenwärtig.

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Santo Domingo wurde im August 1496 vom Kolumbus-Bruder Bartolomé Colón aus der Taufe gehoben und zwei Jahre später von der Krone in Spanien als ihre Hauptstadt in den neuen Gebieten anerkannt. Die meisten Gebäude der Altstadt sind anlässlich der Feiern im Jahre 1992 zum 500. Jahrestag der Ankunft von Kolumbus restauriert worden. Die größte Attraktion der Hauptstadt ist ihr historischer Teil, die Ciudad Colonial. Die historischen Sehenswürdigkeiten sind als Kulturerbe von der UNESCO unter Denkmalschutz gestellt.

Ältestes Kolonialhaus Amerikas

Die Altstadt ist leicht zu Fuß zu erkunden. Am Parque Colón, dem Kolumbus-Park, flanieren Dominicanos und Touristen, warten offizielle und selbst ernannte Führer sowie Souvenir-Verkäufer auf Kundschaft. In der Mitte steht das Kolumbus-Denkmal, an der Südseite La Catedral de Santa Maria. Das turmlose Bauwerk im Renaissance-Stil mit Gotik-Elementen ist die älteste Kathedrale der Neuen Welt.

Pablo und seine Freunde, alle zwischen elf und 15 Jahre alt, haben vor der Kathedrale ihren Arbeitsplatz. Wie ein Fünftel aller Kinder im Land gehen sie gar nicht oder kaum in die Schule. Stattdessen putzen sie Schuhe. «Ich muss mit meiner Arbeit meine große Familie unterstützen», erklärt Pablo. Einheimische zahlen umgerechnet ein paar Cents, Ausländer kostet das Bürsten und Polieren das Doppelte. Die Jungen verdienen damit oft mehr als ihre Väter.

Der Palast Alcazar de Colón, die Calle las Damas - die Promenade der spanischen Hofdamen - sowie der Torre de Homenaje, der Huldigungsturm, gehören zu den festen Stationen eines Altstadtbummels. Durch gepflasterte Gassen führt er vorbei an Arkaden, Brunnen, Herrschaftshäusern, Museen und kleinen Läden. Dazwischen liegen Restaurants wie das noble «La Briciola», das «Montesinos» oder «La Cocina».

Wer sich in die meist überfüllten Busse zwängt, kommt für wenig Geld durchs Land. Preiswert sind auch Taxen. Wer es luftig liebt, kann mit Mopedtaxen fahren - auf Wunsch auch mit «weniger Aircondition», also etwas langsamer.

Während am Malecón, in der Altstadt und in den Einkaufsstraßen Trubel herrscht, ist es am teuersten Bauwerk des Landes, dem Faro a Colón, recht still. Ein Taxi und ein Reisebus verlieren sich auf dem Parkplatz vor dem Monument, am anderen Ufer des Rio Ozama direkt gegenüber der Altstadt gelegen. 240 Meter lang und 64 Meter breit ist das zu Ehren von Kolumbus erbaute Monument. Angeblich wurden die Gebeine des Amerika-Entdeckers hierher gebracht. Allerdings gibt es noch eine Reihe anderer Städte, die ebenfalls behaupten, sterbliche Überreste von Kolumbus zu besitzen.

Nachts strahlen vom «Kolumbus-Leuchtturm» aus 151 Scheinwerfer weit in den Himmel. Bis zu 60 Kilometer weit sollen die Lichter zu sehen sein. Vor allem unter der ärmeren Bevölkerung wird dieses monströse Lichthaus als Prunksucht und Verschwendung kritisiert. Denn abseits der aufwendig restaurierten Sehenswürdigkeiten zeigt Santo Domingo oft ein ganz anderes Gesicht: Unrat liegt an Straßenrändern, kleine, übel riechende Abfallberge türmen sich an vielen Ecken. In den Barrios, den Armenvierteln am Rande der Stadt, sind die Berge höher, der Gestank ist kräftiger. Für die Müllabfuhr fehlt der Stadt das Geld.

Bis Anfang der siebziger Jahre war Santo Domingo fast der einzige Ort in der Dominikanischen Republik, der von Touristen besichtigt wurde. An den Küsten und Strände gab es damals so gut wie keine Gästebetten. Heute kommen jährlich - meist mit dem Charterflieger und «alles inklusive» - über 400 000 Deutsche in das «Mallorca der Karibik». Nur ein kleiner Teil von ihnen unterbricht den Strandurlaub für einen kurzen Abstecher in die Hauptstadt.

Zumindest von den nahen Südstränden wie Juan Dolio und Boca Chica ist der Hauptstadt-Trip an einem Tag ohne Übernachtung und ohne Stress zu bewältigen. Hotels verlangen für den Tagesausflug im Bus pro Person etwa 50 Dollar. Wer solche Touren selber organisiert, kommt günstiger weg: Für 50 bis 60 Dollar können sich vier Personen zusammen für einen Tag ein Taxi mit Klimaanlage und einem Fahrer mieten. Der zeigt dann oft noch voller Stolz nicht nur die offiziellen Sehenswürdigkeiten, sondern auch sein Wohnviertel.

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INFORMATIONEN: Fremdenverkehrsamt der Dominikanischen Republik,
Kaiserstr.13, 60311 Frankfurt (Tel.: 069/91 39 78 78, Fax: 069/28 34
30, E-Mail: domtur@aol.com).

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Stand: 05. April 2009
 

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