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Wo man sich trifft
im schönen Anguilla

 Auf der hochpreisigen Karibikinsel sind einfache Imbisse der Hit– unter ihnen ganz besonders der von „Big Jim“

  Von Hans-Ulrich Dillmann

Cap Juluca © CariLat

     Anguilla-Urlauber – kommst du von See her mit der Fähre in Blowing Point an, fahre nicht direkt in dein Hotel weiter. Anguilla-Besucher, wenn du gut beraten bist, dann raste nach der kurzen Überfahrt, Sonnenhungriger, kehre bei Big Jim ein. Rolling-Stones-Frontmann Mick Jagger soll hier schon mit fettigen Fingern gesehen worden sein, und käme der Ferrari-Schumi auf einem Segeltörn hier hin, er würde einen Imbiss-Stop bei Big Jim einlegen. Big Jim ist Legende, gut 240 Pfund schwer und damit „very, very big“, wie die Einwohner der lang gezogenen Karibikinsel zu Recht versichern.
 

Big Jim ist so legendär wie der Imbiss, den er betreibt
     Blowing Point ist einer der Haupteinreiseorte des kleinen, aalähnlich geformten Eilands in der Karibik, das zum britischen Commonwealth gehört. Kaum dass das Fährboot aus Marigot – auf der niederländisch-französischen Antilleninsel St. Martin/Sint Maarten – kommend angelegt hat, eilen die Ersten zielstrebig zu „Big Jim“. Rechts stehen die Taxis, die auf ihre Kunden lauern und mit langen, aber doch lachenden Gesichtern die „alten Hasen“ unter den Anguilla-Besuchern erkennen. Denn die streben nicht zu den bereiften Mietkarossen, sondern zu einer Bretterbude, vor der grauweiße Qualmwolken in den Himmel steigen. Wer weiterfährt und hier nicht zu einem Imbiss Halt macht, hat „wirklich was verpasst“, versichert Susy Geyer, eine Deutsche, die aus Köln stammt und jetzt auf Anguilla lebt.

feine Sandstrände auf Anguilla © CariLat

     Es riecht nach Grillfleisch. Bei Big Jim kann man sich eines immer sicher sein: Der massige Koch isst sein Gegrilltes am liebsten selbst. Jim beugt sich aus dem Fenster seiner leicht verrußten Hütte. Die Schürze spannt sich über dem Bauch, und mit seinen kräftigen, fleischigen Armen langt er zum Grill hinaus, um selbst marinierte Chicken Wings, Spare Rips oder Koteletts zu wenden. Big Jim serviert noch ganz andere Leckerbissen demjenigen, der das Angebot kennt: Schweineschnauzensuppe, gewürzt mit der unvermeidlichen „Rockfield Pepper Sauce“, eines der wenigen Produkte, die auf dieser 14 000-Einwohner-Insel hergestellt wird. Oder Jonny Cakes, fett gebackene Teigfladen. Dazu gibt’s ein eiskaltes „Carib“-Bier unter der brennenden Tropensonne.
    
Wer seinen Urlaub auf Anguilla verbringen will, der sucht nicht grün umwucherte Dschungelpfade mit Öko-Lodges, wo Urlauber sich gesund ernähren und von selten Tieren und kreischenden Affen schwärmen. Anguilla ist die Ruhe der langen, feinen Sandstrände. Anguilla ist Erholung in gediegener Atmosphäre, exquisiten Hotelanlagen, wo Schlemmer auf ihre Kosten kommen und sich tagsüber nach einem ausgiebigen Sonnenbad in einem der vielen Spa-Zentren der Hotels erholen können.
Die Sehenswürdigkeiten hingegen halten sich in Grenzen. Nur selten verirrt sich jemand ins The Heritage Collection Museum in East End, um sich vom Museumskurator Colville Petty in die durchaus bewegte Geschichte der 91 Quadratkilometer großen Insel einführen zu lassen. Petty hütet das vielleicht dünnste Telefonbuch der Welt aus alten Anguilla-Tagen sowie Werkzeuge und Scherben der karibischen Ureinwohner, die vor etwa 4 000 Jahren nach Anguilla kamen.
    
Sehenswürdigkeiten in Anguilla sind eher Schlemmenswürdigkeiten. Kaum hat der Besucher vom Bootssteg des winzigen Nests Harbour’s Dock herüber gewunken, da setzt sich drüben, auf der knapp 200 Meter entfernt liegenden Insel Scilly Cay ein Holzboot in Bewegung, um den winkenden Passagier überzuholen. Fünf Minuten später wird das kleine Eiland, das sich nur eine Handbreit über der Wasseroberfläche erhebt, von Sekunde zu Sekunde größer. „Nice to meet you“, grüßt ein Gärtner, der mit der Harke den feinen weißen Sandstrand von den wenigen Blättern befreit, die der Wind hier von Land hergeweht hat. Salamander haben ihre Schleifspur im Sand hinterlassen.
Wollen Sie Lobster, Langusten essen? „Simple the best“, mit diesem Slogan wirbt die Privatinsel Scilly Cay. Hier gibt es sogar einen Hubschrauber-Landeplatz für Gäste, die von der zu den französischen Überseedepartements gehörenden Inseln St. Barths extra herüberfliegen. Alle schwärmen danach vom Crayfish, einer Langustenart, die Chefköchin Sandrine Webster in einer Spezialsoße mariniert. „Die Gewürzmischung ist mein Geheimnis“, sagt sie, während sie sich von dem Gast bei der Zubereitung der Schalentiere über die Schulter schauen lässt. Die Langusten kommen frisch aus dem Meer. Danach kann man es sich auf den Inselchen in den Liegestühlen bequem machen oder in der karibischen See baden.
    
Auf dem Weg vom Ost- zum Westende Anguillas lohnt sich ein Besuch im „Driftwood Haven“. Cheddie Richarson, Inhaber der kleinen Skulpturen-Galerie, lebt buchstäblich vom Strandabfall. Virtuos schnitzt er an Treibholz, verschneidet verschiedene Holzfärbungen ineinander, poliert und bearbeitet sie, bis hölzerne Kormorane erkenntlich werden, arbeitet kleine Kätzchen aus armdicken Baumstämmen heraus, mixt Mahagoni mit Walnussholz, arbeitet Korallenteile ein, die er nach stürmischem Wetter an den weißen Stränden Anguillas findet.

    Ein Holperweg führt ins Paradies der Snapperfilets

Cusin Art auf Anguilla © CariLat

     Ein Ort für besondere Gelegenheit ist Mango’s Seaside Grill, der Schlemmerhort an der Barnes Bay. Zu Mango’s führt nur ein Holperweg , auf dem man eher befürchten muss, sich die Federung des Leihwagens zu ruinieren, als dass man ein Feinschmeckerlokal erwarten darf. Der Weg lohnt sich allein schon für das in Sesamkörner gewälzte Snapperfischfilet (Sesame Red Snapper). Als Vorspeise lässt Chefkoch David Coburn Muscheln servieren, die in einer leicht scharfen Soße gekocht wurden. Beim jährlichen Kräftemessen der Chefköche der Insel ist „Mister Coburn“ immer dabei, und manchmal trägt er auch eine der Medaillen mit nach Hause an die Barnes Bay. Die Küchenmeister des Cap Juluca Resorts, George Reid, und des Malliouhana Hotels, Alain Laurent, gehören in der Karibik zu den Königen des Kochlöffels. Leon Royden, der Inhaber der feinen Malliouhana Hotelanlage, hat über die Jahre ein ausgesuchtes Publikum an sich gebunden. Wer schon öfter in der exklusiven Hotelanlage seine Ferien verbracht hat, kommt aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Die Küche ist exzellent, der Weinkeller würde jeden Sommelier vor Neid erblassen lassen.
    
Über die Prominenten, die hier ihren Urlaub verbringen, reden die Manager von Malliouhana, Cap Juluca, Cove Castle, Cusin Art und Vermieter verschiedener Luxusvillen jedoch nicht. Aber die Insulaner sind stolz darauf, dass Dustin Hoffmann, Sharon Stone, Claudia Schiffer und Ulrich Wickert auf Anguilla relaxt haben. Hier können sie sich vor Autogrammjägern sicher fühlen. Denn Diskretion ist auf Anguilla Ehrensache.

 

Informationen

ANREISE:
Mit Air France via Paris oder KLM via Amsterdam nach Saint Maarten.
Vom Princess Juliana Airport mit dem Taxi nach Marigot (rd. 15 US-Dollar)
und dort mit der Fähre alle zwanzig Minuten nach Blowing Point.
Liat und Winair fliegt von Saint Maarten aus zum Flughafen von Anguilla,
Preis: etwa 100 Dollar.

ÜBER NACHT:
Rendezvous Bay Hotel
, Telefon (00264) 497-6549,
www.rendezvousbay.com
Cap Juluca, P.O. Box 240, Maundays Bay, Anguilla, Leeward Islands,
British West Indies, Tel: (00264) 497-6666; infocapjuluca.com,
www.capjuluca.com 
Malliouhana Hotel & Spa, P.O. Box 173; Meads Bay, Anguilla ;
British West Indies, Tel: (00264) 497-6111, reservationsanguillanet.com,
www.malliouhana.com 

ESSEN:
Big Jim’s, Blowing Point
Mango’s Seaside Grill, (www.mangos.ai)
Barney Bay und Scilly Cay, Tel. (00264)497-5123

AUSKÜNFTE:
Anguilla Tourist Board, c/o Sergat, Deutschland, Im Güldenen, Wingert 8c,
64342 Seeheim, Telefon: 06257-962920, www.anguilla-vacation.com

Aktualisierte Fassung des am 14. Juli 2006 im Handelsblatt Nr. 134/weekend-journal Artikels
Fotos © CariLat

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Stand: 26. September 2006
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