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Mit Karabinern gesichert darf jeder der sich traut
bis zur ersten Saling klettern. |
CariLat.de/ August 2011. Mit leichter Schräglage pflügt die prächtig aufgetakelte Barkentine durch die karibische See. Die weiße Lady hat sich
mit allem Tuch aufgerüscht, das ihr zur Verfügung steht. Vollzeug heißt das in der Seemannssprache. Ihre Bewunderer lassen nicht lange auf sich warten.
Fast alle Passagiere sind an Deck, unter vielen „Ahs“ und „Ohs“ genießen den überwältigenden Anblick. Ein Bild, das sie für die Dauer des Törns in eine
andere Zeit katapultiert, in der die großen Windjammer die Weltmeere beherrschten. Einige der Gäste haben ebenfalls mit Hand angelegt beim Anlegen des
aufwändigen Gewands. Damit die schöne Lady heraussticht aus der Flotte der Kreuzfahrtriesen, Fähren und High-Tech-Katamarans. Die Star Clipper als Star!
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Kapitän Mancino |
Von der Brücke das nächste Kommando: Kursänderung! Stammbesatzung und ein paar beherzte Gäste ziehen mit aller Kraft an den Tauen: Brassen nennen es die
Segler. Ächzend drehen sich die Rahen – Querbäume an den Masten – in die optimale Windrichtung. Knatternd nehmen 16 weiße Segel Wind auf und blähen sich
auf 3.365 Quadratmeter Fläche.
Der Viermaster – einer der größten Passagiersegler der Welt – rauscht unter vollen Segeln durch die weniger bekannte Inselwelt der Karibik – die British
Virgin Islands und die Schatzinseln. So oft es geht, setzt Kapitän Loretto Mancino aus Neapel Segel. Und es gibt niemanden an Bord der 115 m langen
Barkentine, der sich dieser Faszination entziehen kann.
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Robert Cernovsky |
Am wenigsten Robert Cernovsky. Der Wiener ist süchtig. Süchtig nach Segeln. Bald wird er zu seiner 55. Seereise starten. Viel hat der Unternehmer
erlebt, vielen ist er begegnet. Mit Yvonne Cutterfeld durfte er in der Südsee seinen Geburtstag feiern, mit der Multi-Kulti-Crew auf allen drei Schiffen
aus der Flotte, „Royal Clipper“, „Star Flyer“ und „Star Clipper“ ist er auf Du und Du. Angefangen hat seine Liebe zu Großseglern auf Schulschiffen, wo
er sich ins Bordleben mit einspleißen ließ. Inzwischen zieht er den Komfort auf Passagierseglern vor. „Aber nie“, sagt er, „würde ich je wieder an Bord
eines Überseedampfers gehen.“ Den Rausch, den erlebt er dort nicht. Auch seine Sucht kann er nicht ausleben, die ihn nach oben und nicht nach unten
zieht. Schon mehrmals hat er auch auf den Clipper-Schiffen die Wanten (Strickleitern) geentert, um bis zur ersten Plattform am Hauptmast, der Saling, zu
klettern. Mit Karabinern gesichert darf das jeder, der sich traut. |
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Gymnastik an Bord mit Sportanimateurin Louise. |
„Volle Krafft voraus“ lautet die Devise des schwedischen Eigners Mikael Krafft. Nach dem Erfolgsgeheimnis gefragt, antwortet der
passionierte Segler: „Unsere Schiffe bieten eine Art Soft Adventure. Es sind Rahsegler wie die alten Windjammer, die vor 150 Jahren die Weltmeere
beherrschten. Angereichert mit viel Komfort und Sicherheit. Wir vermeiden kommerzielle Häfen sondern ankern lieber vor einem Riff oder einem Strand und
schwärmen mit kleinen Motorbooten aus“.
Die Luft ist samtweich. Die Passagiere an der Reling, den Horizont fest im Blick.
Neue Ufer anpeilen, wie damals die großen Eroberer. St. Kitts heißt das leider schon entdeckte Eiland. Von der Hauptstadt Basseterre startet eine der
eindrucksvollsten Bahnstrecken der Welt: Eine Schmalspur-Eisenbahn mit Dampflok umrundet die 168 qkm große Insel in einem kompletten Kreis. Offene
Doppeldeckerwaggons bieten einen phantastischen Ausblick auf grüne Zuckerrohrfelder und erloschene Vulkane, die bis zu 1.156 m hoch aufragen. Während
der dreieinhalb stündigen Fahrt im „Sugar Train“ werden die Fahrgäste mit Rumpunsch und karibischen Gesängen unterhalten.
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Neue Horizonte entdecken |
Alternativ zu den Ausflügen auf den Inseln schleppt die Sportcrew ein Arsenal an Kajaks, Luftmatratzen, Wasserski und
Schnorchelausrüstung an Land und lässt kleine Segelboote zu Wasser, denn eine Traumbucht ist nicht allein zum Träumen da.
Sehr überschaubar ist allerdings die kleine Gruppe, die noch vor dem Frühstück Gymnastik an Bord mit der hübschen Schwedin Louise treibt. Die Crew ist
es auch, die die komplette Bordunterhaltung bestreitet. Von der Modenschau über Gesangseinlagen bis zum Froschrennen. „Ganz bewusst haben wir nur einmal
pro Woche eine Steelband engagiert“, erklärt Cruise Director Peter Kissner. „Unsere Gäste kommen nicht wegen des Entertainments an Bord sondern wegen
des Segelerlebnisses“. Jeden Tag stimmt der Bayer die Passagiere auf das kommende Ziel ein. Morgen ist es Anguilla, wo an einem der schönsten Strände
der Karibik, der Shoal Bay, bunte Buden, weißer Sand und türkisblaues Wasser sämtliche Klischees eines Palmenstrands erfüllen.
Schon Christoph Kolumbus nutzte die Passatwinde. Auch uns treiben sie weiter nach Virgin Gorda, der „fetten Jungfrau“, wo
spektakuläre Granitfelsen die Buchten von The Baths säumen. Nach Norman Island, der Schatzinsel aus Robert Louis Stevensons Roman und nach Tortola.
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Virgin Gorda |
Norman Island |
Tortola |
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Traumstrand "White Bay" auf Jost van Dyke. |
Sie wehen uns zur Insel Jost van Dyke, dem einstigen Piratenversteck, von dessen zweifelhaftem Ruf noch heute die Strandbar „Foxy“
zehrt. Hunderte von Visitenkarten von Seglern aus aller Welt zieren die Bretter, fast alle haben dem „Pain Killer“ zugesprochen, der Schmerzen töten soll -
auch den Weltschmerz. „Zuviel Chi-Chi“, meinen einige der hardcore Nautiker und bleiben beim Ankern vor St. Barthélemy lieber an Bord. St. Barths wird der
trendige Zufluchtsort für Royals und VIPs wie Caroline von Monaco, Mick Jagger, Arnold Schwarzenegger, Heidi Klum und Claudia Schiffer genannt. Wie ein
Fremdkörper nimmt sich der Biergarten in der Hauptstadt Gustavia aus, wo die Ehemänner jener Damen geparkt werden, die in den eleganten Geschäften unterwegs
sind.
Die Star Clipper verlässt den letzten Hafen mit Kurs auf Anfang und Ende des Törns – die französisch-holländische Insel St. Maarten.
Noch einmal legt der Cruise Director „Conquest of Paradise“ auf. Passender geht’s nicht. Die Musik aus einem Film über die Eroberung Amerikas durch
Christoph Kolumbus. Die Eroberung des Paradieses. Gestern wie heute unter vollen Segeln. Als ob die Star Clipper den Rückwärtsgang eingelegt hätte.
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INFO-KASTEN: Star Clippers Kreuzfahrten |
Internet: Star Clippers
Kreuzfahrten, Langenhagen, Tel. 0511-72.66.590, www.starclippers.de
Route: Ab/bis St. Maarten auf 7-Nächte-Reisen abwechselnd zu den Leeward Inseln (Nevis, Dominica, Guadeloupe,
Iles des Saintes, Antigua, St. Barths) und auf der Treasure Islands Route zu den British Virgin Islands (Anguilla, St.
Kitts, St. Barths), sowie Norman Island, Sopers’s Hole, Tortola, Jost van Dyke.
Beste Reisezeit Karibik: Dezember bis Juni. Die touristische Hochsaison ist von Mitte Dezember bis Ende April.
Weniger günstig wegen Regenzeit und Wirbelstürmen: Juli bis November.
Schiffsdaten: Der Viermaster hat Kapazität für 170 Passagiere, Besatzung 74. Länge: 115,5 m, Breite 15 m, Masthöhe
63 m, Segelfläche 3.365 qm. Registriert in Luxemburg |
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