Karibik - Barbados |
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Barbados ist weit mehr als nur eine Badeinsel | |||||
von Rainer Heubeck | |||||
CariLat.de 8/2012 Kristallklares Wasser, weiße Sandstrände mit sanften Wellen, faszinierende Tauch– und Schnorchelspots und eine grandiose Unterwasserwelt – daran denken viele, wenn sie in die Karibik reisen – und all das ist dort durchaus auch anzutreffen. Doch wer nach Barbados fährt, auf die östlichste Insel der kleinen Antillen, der ist gut beraten, nicht nur Sonne und Strand zu genießen – sondern die Insel und ihre Umgebung auch aktiv zu entdecken. Sei es bei einer Inselsafari im Landrover, einer geführten Wanderung von Chalky Mount zum Barclays Park im Osten der Insel - oder bei einer Katamaranfahrt, bei der die Besucher an einem der Haltepunkte gemeinsam mit grünen Meeresschildkröten durchs Wasser schwimmen können. „Hello Honey“ begrüßt Jeepfahrer und Insel-Safari-Guide Ruel Stanford jede zweite Passantin, die er von seinem Fahrersitz aus am Straßenrand sieht - und meist erhält er ein fröhliches „Hello sugar“ zur Antwort. Dass die Geschichte der Karibikinsel Barbados eng mit dem Thema Zucker verknüpft ist, zeigt sich während der Jeepfahrt durch’s Inselinnere schnell – dort wächst vielerorts noch immer das Zuckerrohr, eine Pflanze, die den britischen Siedlern auf Barbados einst zu immensen Wohlstand verholfen hat. Und in mehreren Destillerien brennen die Insulaner noch immer hervorragenden Rum, eine Tradition, mit der auf der Insel bereits im Jahr 1703 begonnen wurde. |
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Mit dem Jeep durch den Heiligenkalender | |||||
Doch auf der Insel-Safari im Jeep lässt sich weit mehr
entdecken, etwa der fast menschenleere Norddistrikt St. Lucy, die malerische Little Bay im Nordwesten, in der schwarze Felsen und Klippen mehrere kleine
Naturpools formen oder die an Holland anmutende Morgan Lewins-Windmühle im Inselbezirk St. Andrew, eine ehemalige Zuckermühle, die bis 1947 in Betrieb
war. Die elf Bezirke der knapp 34 Kilometer langen und 22,5 km breiten Insel, die zu den kleinen Antillen gehört, sind allesamt nach Heiligen benannt,
und so gerät die Jeepsafari mit Ruel Stanford zu einer Rundfahrt durch den Heiligenkalender: Wir starten in St. James, in Holetown an der so genannten
Platinküste, wo sich am Anfang 1626 die ersten britischen Siedler niederließen, fahren weiter nach St. Peter, genießen die Aussicht in St. Lucy und
besuchen den Distrikt St. Andrew im Norden der Insel, einen hügligen und bergigen Bezirk, der die britischen Siedler an die schottischen Highlands
erinnerte – und der deshalb noch heute der Scotland-Distrikt genannt wird. Auch das Schicksal der Wälder erinnert an die abgeholzten und kahlen
Bergrücken in Schottland – allerdings wurden die Bäume hier nicht gefällt, um das Holz für den Schiffsbau nutzen zu können, sondern um Land zu gewinnen
für den Zuckerrohranbau.
Nach einem Aussichtstopp steuert Ruel Stanford den
Jeep, auf dessen Ladefläche zehn Besucher sitzen, hinunter zur Ostküste – zuerst zur Walkers Beach und anschließend zur Cattle Wash Beach. „Die Walkers
Beach heißt so, weil man an diesem Strand, so wie an vielen Stränden an der Ostküste, nur laufen kann, aber nicht schwimmen, und bei Cattle Wash wurden
früher die Kühe zum Waschen ans Meer gebracht“, erläutert Ruel Stanford. Eine Namensgebung nach einfachen Regeln. Das gilt auch für den originellsten
Rum-Shop im Bezirk St. Andrew, die Nigel Benn Auntie Bar. Sein Name ist Programm – denn der Rumshop gehört der Tante des ehemaligen britischen
Mittelgewichts-Boxchampions Nigel Benn. „Drink Rum and keep it simple“, dieses Prinzip, so versichert Ruel Stanford, gilt auf Barbados, einer Insel, die
weit mehr ist als nur eine Badedestination, nicht nur bei der Namensvergabe. Kurz darauf hält er in der Nähe des Roundhouses im Ostküstenort Bathsheba
im Inselbezirk St. Joseph zum Picknick an – und öffnet eine Kühlbox, in der sich zwei große weiße Plastikkanister befinden. Einer von ihnen ist gefüllt
mit Fruit Punch, der nächste enthält Rum Punch, ein Mixgetränk, das auf Barbados auch Jungle Juice genannt wird. „Wenn ihr beim Weiterfahren Wasser
oder Saft verschüttet, ist das okay, wenn ihr jedoch Rum verschüttet, wäre das Alkohol-Missbrauch“, mahnt Ruel Stanford, bevor er zum sportlichsten
Abschnitt der Inselsafari antritt und den Jeep auf einem matschigen Waldweg den Hügel entlang durch den Wald jagt – so dass sämtliche Mitfahrer etliche
Lehmspritzer abbekommen. |
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Zu Fuß durch den Scotland-Destrict | |||||
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Die Island Safari ist nur eine Möglichkeit, Barbados jenseits der Badestrände an der Süd- und an der Westküste kennen zu lernen. Wer sich nicht im offenen Geländewagen über holprige Pisten schaukeln lassen will, für den empfiehlt sich eine geführte Hiking-Tour von Chalky Mountain nach Barclays Park. Diese Wanderung führt durch den landschaftlich faszinierendsten Teil der Insel, den Scotland Distrikt. Sie beginnt im Bergdorf Chalky Mount, einem Zentrum des Töpfereigewerbes. Die kalkhaltige Erde in der Umgebung liefert den Töpfern ideales Rohmaterial. Doch die Bedeutung der Handarbeit schwindet auch in der Karibik. Früher, so erläutert der erfahrene Töpfer John Springer, gab es im Ort zwölf Betriebe, heute jedoch sind nur noch drei davon übrig. Eine Spezialität des Tonkünstlers, der auch an der Töpfereischule unterrichtet, ist ein speziell geformter Tonkrug, der seinen Inhalt beachtlich lang kühl hält. Auf Barbados trägt dieser traditionelle Krug, der in der Zeit, in der es noch keinen elektrischen Strom gab, äußerst populär war, den Spitznamen „monkey“. |
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Küstengenuss mit dem Katamaran | |||||
Die touristischere Seite der Insel, die belebte Westküste mit ihren zahlreichen Badestränden, erkundet man idealerweise vom Meer aus – zum Beispiel bei einer Fahrt auf der „Dream of Barbados“, einem Luxuskatamaran, der täglich von der Shallow-Draught Docking Area in der Nähe der Hauptstadt Bridgetown aus für mehrere Stunden in See sticht – und dabei erst einmal vorbei zieht an der Küste der Reichen und Schönen, an der die Häuser mindestens zwei Millionen US-Dollar kosten und an der sich Stars wie Cliff Richard und der Casting-Show-Pionier Simon Cowel längst eine großzügige Villa als Hideaway und als Fluchtpunkt vor dem schmuddligen britischen Winter gesichert haben. | |||||
Nach
zwei eher unspektakulären Schnorchelstopps wirft die „Dream of Barbados“ ein drittes Mal den Anker. Nun ist es soweit – der
36-jährige Tony steigt ins Wasser, er hat einen Beutel mit Fischresten dabei, die er ins Wasser wirft, um grüne
Meeresschildkröten anzulocken. „Ich komme seit sieben Jahren jeden Tag hierher, ich spüre, die Schildkröten kennen mich“,
erklärt Tony. Und in der Tat – es vergehen nicht einmal drei Minuten, da schwimmt ein erster Schildkrötenkopf fast direkt
auf meine Tauchermaske zu. Tony empfiehlt, den Schildkröten in solchen Fällen keinesfalls die Finger entgegenzustrecken.
„Sie können zwar keine Finger abbeißen, aber sie können mit ihren kleinen Zähnen recht ordentlich zubeißen – und wenn man
dann den Finger wegzieht, dann tut es ziemlich weh. Erst letzte Woche hat mich eine hier in den Finger bissen, das war sehr
schmerzhaft, am liebsten hätte ich geweint, aber ich habe mich zusammengerissen, denn wir hatten ja Gäste an Bord“,
berichtet Tony. Etwa fünfzehn Minuten dauert der Stopp bei den zutraulichen Schildkröten, die sich zuweilen in zwei, drei Meter Tiefe, zuweilen aber direkt unter der Wasseroberfläche aufhalten. „Eigentlich leben elf Schildkröten hier in der Bucht, aber manchmal kommen auch mehr“, erläutert Tony, der weiß, dass sich die Seeschildkröten nicht nur hier in der Bucht aufhalten, sondern auch im Norden der Insel, in der Nähe des Ortes Oistins. „Dort gibt es viele Fischrestaurants, die regelmäßig Fischreste ins Wasser werfen – das zieht die Schildkröten an“, verrät Tony. |
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Essgenuss auf dem Katamaran | |||||
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Küstengenuss mit dem Katamaran | |||||
Copyright © Rainer Heubeck Alle Angaben nach bestem
Wissen, aber ohne Gewähr
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