Wie einst der Lago Cocibolca entstand...

Für CariLat.de von Immanuel Zerger, Solentiname

Es begab sich am Ende eines dieser heißen mittelamerikanischen Sommertage, dass ein junges Mädchen aus ihrer Hütte trat und bitterlich weinte, weil die Nacht so schwer und drückend war.

© Abel Vargas, Maler aus Nicaragua /Island of Ometepe

Als das der Priester des Dorfes sah, beeilte er sich, eine hölzerne Fruchtschale zu holen. Der weise Mann reichte sie dem Mädchen und sagte: "Weine über dieser Schale, bis sie bis zum Rand gefüllt ist." Und während das Mädchen die Tränen fließen ließ und sich die Schale langsam füllte, verschwand der Priester und kehrte bald darauf mit einem Adler-Ei in der Hand zurück.

Er füllte die in der Schale gesammelten Tränen in das Adler-Ei. Verschloss es wieder und gab es dem jungen Mädchen mit den Worten: "Gehe, bis du zu einem Ort mit Zwillingsvulkanen kommst."

Das Mädchen tat, wie ihm geheißen. Viele Monde musste sie gehen und viele Gefahren bestehen, denn das Land war zu dieser Zeit von den Olmeken besetzt. Doch das Mädchen liess sich nicht aufhalten und lief und lief. Bis sie endlich am Fuß der Zwillingsvulkane stand. Vor Erschöpfung fiel ihr da das Ei aus den Händen und zerbrach. Da strömte ihr Tränenwasser heraus und benetzte den Boden. Strömte und strömte, als ob es ein Meer werden wollte. Und tatsächlich bedeckte das Land bald darauf ein riesiger See,

Die Einheimischen nannten ihn den Cocibolca-See und er wurde für sie Der Mittelpunkt aller Ihrer Mythen und Legenden: das Herz Ihrer Welt, ein heiliger Ort.

Als die Spanier kamen, nannten sie ihn "Süßes Meer" und gründeten an seinem Ufer die erste Kolonialstadt Mittelamerikas: Granada.

Heute weiß man, dass vor Millionen von Jahren an dieser Stelle, wo sich der See ausbreitet, der amerikanische Doppelkontinent zusammenwuchs. In seinem Wasser leben noch Haie - die einzigen Süßwasserhaie der Welt und auf den rund 300 Inseln im See finden sich noch Zahlreiche Reste von alten Zeremonienstätten. Sie erinnern an die Zeit, als das Mädchen mit dem Adler-Ei voller Tränen zu den Zwillingsvulkanen lief. Auf vielen Inseln leben heute Künstler, die in ihren Bildern die Magie alter Tage heraufbeschwören. Wie Abel Vargas, der das Gemälde zu dieser Geschichte schuf. 

 

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Stand: 15. May 2002
 

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