CariLat - Karibik - Lateinamerika - MagazinFür Landeserkundung statt Ballermann & Co
Gespräch mit «Dom Rep»-Vize-Tourismusminister Pedro Dajer

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Von Bernd Kubisch, Dez 2000
Santo Domingo - Auch Feriengäste, die preiswerten Alles-Inklusive-Urlaub machen, sollten mit dem Rad oder dem Bus mal auf eigene Faust die Schönheiten ihres Zieles erkunden und die Einheimischen nicht nur als Kellner und Animateure kennen lernen. Diesen Rat äußerte Pedro Dajer, Vize-Tourismusminister der Dominikanischen Republik, in einem CariLat.de-Gespräch in Santo Domingo. Für das laufende Jahr rechnet Dajer erneut mit Rekordzahlen bei Gästeankünften und Tourismuseinnahmen. Klagen über schlechte Straßen, Stromausfälle und unzureichende Müllentsorgung würden vom neuen Präsidenten und neuer Regierung, die seit August im Amt sind, «sehr ernst genommen.»

Dajer sagte auch stellvertretend für viele Amtskollegen: «Wir haben mehr zu bieten als Palmen, Strand, karibische Musik und Hotelbars.» Wer seine Hotelanlage verlasse und sich umschaue, gewinne Kontakte und Einsichten, verschaffe aber auch Einheimischen zusätzliche Einkommen. Dajer nannte als Beispiele lokale Busfirmen und Tourenveranstalter, Taxifahrer, Restaurantbesitzer, Markt- und Souvenirverkäufer. Drei von vier Hotels in den Touristenregionen des Landes sind inzwischen Alles-Inklusive-Anlagen.

Angesprochen auf das Thema « Ballermann »-Tourismus mit Ruhestörung, Ausschweifungen und Klagen Einheimischer wie auf Mallorca sagte Dajer: «Das Problem haben wir in der Dominikanischen Republik nicht.» Kurzreisen gebe es kaum, die Nationalitäten seien gemischter. «Die Deutschen gelten bei uns Dominikanern als beliebt, weil sie ebenfalls kontaktfreudig und oft lebhaft sind, gern reden und tanzen. Natürlich sollten unsere Sitten respektiert werden.» Badelatschen und Strandkleidung zum Beispiel in der Kathedrale der Altstadt von Santo Domingo seien fehl am Platze.

Wegen alkoholischer Ausschweifungen und Ruhestörungen habe die Polizei manchmal Urlauber verschiedener Länder zur Ordnung rufen müssen, bestätigt Dajer. "Aber das sind Einzelfälle." In Sosua und Boca Chica wurden in den vergangenen Jahren wegen Lärms und den Gefahren von Kinderprostitution vereinzelt Bars geschlossen, hatte die Presse seinerzeit berichtet.

Im September, ohnehin ein flauer Touristenmonat, hatte es Klagen von Hoteliers im Lande gegeben, die niedrige Belegungsraten auch mit Schwächen in der Infrastruktur wie Straßen-, Energie- und Müllprobleme begründeten. Dajer: «Die Regierung arbeitet an diesen Problemen. Unser Ministerium hat Kampagnen zur Straßen- und Gemeinde-Reinigung begonnen. Wir wirken mit Bürgermeistern und verschiedenen Organisationen zusammen.»

Angesprochen auf die hohe Analphabetenquote und die Verwendung touristischer Einnahmen sagte Dajer, die Regierung bemühe sich um eine deutliche Verbesserung der Schulqualitäten und des gesamten Bildungssystems im Lande. Hintergrund: Schuhputzer auch zwischen zehn und 14 Jahren gehören zum täglichen Straßenbild im Lande, nicht nur in touristischen Regionen. Statt zur Schule zu gehen, bessern viele Jungen so das schmale Einkommen ihrer Großfamilien auf.

Trotz bestehender Probleme wird laut Dajer auch 2000 ein Rekordjahr im Fremdenverkehr. «Wir rechnen mit über drei Millionen Gästen aus aller Welt.». 1999 reisten 2,65 Millionen Touristen ins Land, davon 457 000 aus Deutschland, dem wichtigsten Quellenmarkt. Der Vergleich der Gästeankünfte von Januar bis Juli 2000 zu 1999 zeigt laut Ministerium ein deutliches Plus bei den Besuchern insgesamt und aus Deutschland. Die Touristeneinnahmen sollen in diesem Jahr auf etwa 3,057 Milliarden US Dollar klettern nach 2,510 Milliarden in 1999.

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Stand: 09. May 2002
 

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