CariLat-Karibik-Lateinamerika-Magazin
Ein wahrer Genuss
  Cheers, Santé", Salud! - mit Papa Hemingways Lieblingsbeschäftigung beginnt meist die Einladung in das Schlaraffenland der Karibik: ihrer frisch gepressten Säfte sonnengereifter vitaminhaltiger tropischer Früchte, frischer zarter weißfleischiger Proteinträger wie der Conch-Muschel, die (nicht nur) die Bahamesen als Aphrodisiaka so lieben, oder der leckeren Languste im Aromabett exotischer Gewürze. Lauter Dinge, die selten älter als der Tag sind, gepflückt im Garten Eden bunter Märkte oder frisch gefischt aus dem Meer.

      Ob Daiquirí oder Mojito, Planters Punch oder Piña Colada im Kokosnussbett, Bloody Mary und Bahama Mama - im Klima der Karibik schmeckt alles mit: Der Duft der frischen Minze im Glas wie das leuchtende Rot der Hibiskusblüte auf dem Tisch oder der Rhythmus leise rotierender Ventilatoren darüber. Selbst das flüchtig kokette Lächeln der Dame, die im Restaurant zum Platz führt, oder das so hingebungsvoll um Aufmerksamkeit heischende Cocktailshaken des Barkeepers.

      Dass Cocktails schnell zum betörenden Zaubertrunk werden, dafür sorgen Liköre wie Jamaica`s Tia Maria, oder der Curaçao, vor allem aber der Rum: der Stoff, aus dem das Bacardí-Feeling ist, und mit dem schon so manche Meuterei beendet wurde. Was könnte besser auf das Gaumenerlebnis Karibik einstimmen, als diese goldbraune bis durchsichtig klare urkaribische Essenz, die heute noch nach streng gehüteten Rezepten von den Rumdynastien auf Puerto Rico, Barbados oder Jamaica aus Zuckerrohrmelasse gewonnen wird?

      Sehen wir mal in die Töpfe: Wie wär's mit rosaroten Seebarben, gekocht in Kokosmilch mit grünen Feigen wie sie die Frauen auf Antigua noch zu köcheln verstehen? Oder einem Teller verführerisch duftenden Ziegenragouts in pikanter Currysauce, wie es die Kreolinnen auf Martinique noch im großen Kessel über offenem Feuer zusammenrühren?

      In der Karibik gilt die Regel nicht, viele Köche verdürben den Brei. Küchen allen Herren Länder und Kontinente inspirierten sich gegenseitig zu den erstaunlichsten Kreationen. Oft schmeckt die Kolonialgeschichte auch kräftig durch wie beim "Sancocho"-Fleisch-Gemüse-Eintopf in der Dominikanischen Republik oder dem paella-ähnlichen üppigen "Asapao" auf Puerto Rico, der erwten soep (Erbsensuppe) in Aruba oder dem Brunch mit pies und cakes auf Barbados - kulinarischen Mitbringseln aus Spanien, Holland oder England. Besonders würzig und einfallsreich: die Kochkunst auf den französischen Antillen. Markenzeichen: Tomaten in unvergleichlicher Gewürzfülle von Kräutern, Zwiebeln und Knoblauch.

      Keiner nutzte die lokalen Geschenke der Natur, von der Piña de las Indias (Kiefer der Indianer) oder Ananas bis zur Papaya so souverän wie die tropenerfahrenen Afrikaner. Sie wussten auch die Kokosnuss zu nehmen: ihre Milch für Suppen und zum Schmoren, das Fleisch für unglaublich süße Naschereien. Sie griffen altindianische Zubereitungsarten auf wie das Pökeln von Fleisch mit dem Saft der Chili-Schote. Und brachten eigene mit: Das "Jerk Food", marinierte Hühnchen- oder Schweinefleischteile, wie es in der Boston Bay auf Jamaica auf glühendem Pimentholz in einer Erdmulde geröstet wird, lässt sich vom Ursprung her bis nach Westafrika zurückverfolgen.

      Durst löscht sich überall am besten mit einem der karibischen Biere wie es auf Curaçao mit entsalztem Meerwasser und in Trinidad mit Ingwer gebraut wird, und auf St.Vincent mit einer Goldmedaille preisgekrönt wurde.

      Und nach einem Früchte-Sorbet oder Muskateis aus Grenada sollte dann - in memoriam der indianischen Friedenspfeife - Zeit für ein genüssliches 40 bis 50minütiges Rauch-Ritual sein. Vielleicht mit einer echten Havanna oder einer anderen edlen Zigarre, die aus den besten Tabakblättern der Welt auf den Schenkeln der Arbeiterinnen gerollt wurde.

 

Vorsicht - nicht alles bekommt empfindlichen europäischen Mägen

Wer die All-Inclusive-Buffets der Hotels verlassen will, um mal local dish oder cocina tipica zu probieren, sollte wissen: Speisen von Straßenständen sind ein preiswertes, aber oft auch schwer verdauliches Vergnügen für empfindliche europäische Mägen. Auch sollte man bei der seafish-Bestellung kleine Fische lieber den großen vorziehen. Denn für den unglücklichen Zufall, dass diese kurz vor ihrem Ableben noch giftige Algen verschlangen, ist dann wenigstens die Konzentration des Gifts im Fleisch gering. Und die Gefahr, an der Ciguatera zu erkranken (Übelkeit und Muskelkrämpfe auch des Herzens), angenehm gering. Gefahrlos aber ist normalerweise der Genuss von Kokosnusswasser, wie ihn Straßenhändler direkt aus der frisch aufgeschlagenen Kokosnuss mit einem Schuss Zucker anbieten. Wer danach das noch feuchte weiche Kokosnussfleisch aus der Schale schabt und verspeist, hat einen typisch karibischen Schnellimbiss intus.

Mojito

Rezept: Mojito
In einem großen Tumbler 4 Minzezweige in Zucker (1 Barlöffel) zerdrücken.; dazu den Saft einer halben Limone und etwas Schale hinzugeben. Alles mit gestoßenem Eis auffüllen, 6cl besten Rum dazu und umrühren, bis das Glas beschlägt; Sodawasser auffüllen, mit Minzezweig garnieren - und fertig ist Kuba`s Nationalgetränk.

Rezept: Piña Colada
Folgende Zutaten kommen in den Elektromixer: 3 cl Sahne, 5cl Light Rum, 6cl Kokosmilch und 6 Esslöffel frische Ananasstücke. Alles eine halbe Minute vermixen und in ausgehöhlter Kokosnuss mit Trinkhalm servieren.

Buchtipp:
Culinaria Karibik
Exotische Spezialitäten
von den Bermudas bis Curacao.
Von Rosemary Parkinson
Gebundene Ausgabe
462 Seiten
Könemann, Köln
Erscheinungsdatum: 1999
ISBN: 3895089052
Culinaria Karibik
Weitere Infos: http://www.doitcaribbean.com

 

Gesine Froese / GLOBO Karibik Extra

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Stand: 15. May 2002  

 

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